Mai 04, 2017

Evangelische Frauenarbeit setzt Zeichen gegen soziale Kälte

Mit der Kampagne „Christlich geht anders“ hat sich die Evangelische Frauenarbeit in Österreich (EFA) solidarisch erklärt. Der Beschluss zur „aktiven Unterstützung“ der Kampagne erfolgte einstimmig am Sonntag, 30. April, im Rahmen der Frühjahrskonferenz.

Mit dem Grundsatzstatement „Christlich geht anders. Solidarische Antworten auf die soziale Frage“ haben sich engagierte ChristInnen und VertreterInnen katholischer, evangelischer und orthodoxer Organisationen dazu entschlossen, zur aktuellen gesellschaftlichen Lage Stellung zu beziehen, insbesondere zu den bedrückendsten Problemen wie steigende Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, wachsende Armut und die Not geflüchteter Menschen. Die Unterzeichnenden verstehen ihr Statement als Zeichen gegen soziale Kälte und warnen vor „gesellschaftlicher Polarisierung durch wachsende Ungleichheit“.

Das neue EFA-Leitungsteam (v.l.): Roberta Zelenka, Gerti Rohrmoser, Brunhilde Kuprian, Erika Schwarz, Antje Baumgartner, Ute Kolck-Thudt, Dorothea Seiferth und Rosi Neubauer. (Foto: EFA)

Christian Haidinger: Christlich geht anders, weil …

Fachleute schätzen, dass ohne Sozialstaat über 40 Prozent der Menschen in Österreich armutsgefährdet wären – was wiederum bedeutet, dass die caritative Tätigkeit der Ordensgemeinschaften nur Ergänzung, kein Ersatz für den Sozialstaat sein kann. In dieser Zeit der wachsenden sozialen Ungleichheit und Unsicherheit müssen wir uns als Ordensgemeinschaften für solidarische Antworten auf die brennenden sozialen Fragen der Zeit einsetzen.

Abtpräses Christian Haidinger,
Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs

Magdalena Holztrattner: Christlich geht anders, weil …

Die Glaubwürdigkeit von Christinnen und Christen wird daran gemessen, wie sie mit den Armgemachten und Fremden umgehen. Die Qualität einer Gesellschaft bemisst sich daran, wie eine Gesellschaft mit ihren Schwächsten umgeht. Die Frage der Gerechtigkeit ist heute eine Frage der Zugangs- und Verteilungsgerechtigkeit.

Magdalena Holztrattner, Direktorin der Katholischen Sozialakademie Österreichs

www.ksoe.at

Elisabeth Mayer: Christlich geht anders, weil

Zukunftsangst ist bei vielen Menschen spürbar. Das Schüren von Ängsten und das Bestärken von Wutbürgertum bringen Stimmen. Die Flüchtlinge müssen für alles herhalten, was in der Gesellschaft nicht optimal läuft.

Es braucht nicht zu jedem politischen Tagesthema eine Stellungnahme, doch in wesentlichen Fragen braucht es diese Stimme. Oft reicht es, auf das auch von den Bischöfen approbierte ökumenische Sozialwort der Kirchen zu verweisen.

Elisabeth Mayer, Präsidentin Katholische Aktion Salzburg

Marcel Kneuer: Christlich geht anders, weil …

Menschen, die genug zum Leben haben, neiden Menschen, die gar nichts haben, ihr weniges Geld und wollen dass es noch weniger wird: Eine Familie, die viele Kinder hat soll auf einmal höchstens so viel Geld bekommen wie eine mit zwei Kindern.

Darum geht es bei der Debatte um die Mindestsicherung. Wenn wir uns am Evangelium orientieren, dann muss es unser erstes Ziel sein, dass alle Menschen genug zum Leben haben. Eben „das Mindeste“.

Orientieren wir uns nicht an dem, was die Medien oder andere Menschen sagen, sondern halten wir uns das Evangelium und viele Worte unseres Papstes Franziskus vor Augen und fragen wir uns, wie es christlich geht!

Marcel Kneuer, Katholische Aktion Wien

Veronika Pernsteiner: Christlich geht anders, weil …

Die Mindestsicherung hat 2014 nur 0,7 Prozent der gesamten Sozialausgaben in Österreich ausgemacht. Warum erwägen wir überhaupt eine Schmälerung der Ausgaben für die Ärmsten und sprechen nicht oder kaum mehr von einem höheren, gerechten Beitrag der Aller-Reichsten zur Solidargemeinschaft, z. B. auch von der Konzernbesteuerung?

Veronika Pernsteiner, Vorsitzende der Kath. Frauenbewegung Österreichs

Regina Polak: Christlich geht anders, weil …

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Bezieher/innen der Mindestsicherung, Flüchtlinge, Langzeitarbeitslose und Obdachlose werden als Sündenböcke missbraucht. Die Fixierung auf diese Themen ist ein Ausweich- und Ablenkungsmanöver, um über die wirklich relevanten sozialen, politischen und ökonomischen Themen nicht sprechen zu müssen: Klimawandel, globale und lokale Exklusion durch wirtschaftliche Prozesse, Verteilung von materiellen und immateriellen Gütern.

Regina Polak, Professorin am Institut für praktische Theologie, Uni Wien

Was heißt da „Genderwahn“?

Ein Interview mit Michaela Moser, Theologin, promovierte Philosophin und Professorin am Ilse Arlt Institut für soziale Inklusionsforschung, Fachhochschule St. Pölten, im Rahmen von „angefragt“, der neuen Gesprächsreihe der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Copyright Katholische Frauenbewegung.

Rassismus ist keine politische Option

Die Wiener Theologin Regina Polak appelliert in Gespräch mit der Katholischen Frauenbewegung Österreichs an Kirchenleitung, Verbreitung und Anwendung einer politischen Praxis im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils zu fördern.