Juni 2018

Judith Pühringer: Christlich geht anders, weil …

… wir Arbeit neu diskutieren, neu bewerten und neu verteilen müssen.

Die Arbeitswelt ist im Umbruch. Das Versprechen, dass es Arbeit für alle gibt, die arbeiten wollen, hält längst nicht mehr. Immer mehr Menschen werden vom Arbeitsmarkt und damit von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen: Ältere Personen ebenso wie Menschen mit gesundheitlichen Schwierigkeiten oder Frauen und Männer mit Migrationshintergrund.

 Achtung, Anerkennung und Würde sind nötig, um die gegenwärtigen und künftigen sozialen Herausforderungen als Staat und Gesellschaft gut und solidarisch zu meistern. Doch diese Begriffe sind in der derzeitigen sozialpolitischen Debatte keine zentralen Werte. Im Gegenteil: Achtung, Anerkennung und Würde werden mit Füssen getreten, indem etwa langzeitarbeitslose Menschen und Mindestsicherungs-Bezieherinnen beschämt werden und an ihren Hoffnungen und Perspektiven gekürzt wird. Das zeigt sich an der abgeschafften Aktion 20.000 für langzeitarbeitslose, ältere Menschen ebenso wie an der nun im Raum stehenden Streichung der Notstandshilfe, die bis zu 160.000 Menschen in Armut stürzen könnte.

Gerechtigkeit besteht dann, wenn ein gutes Leben für alle möglich ist.  Dazu gehört auch die Möglichkeit, das eigene Leben zu gestalten. Die zentrale Frage ist, ob benachteiligte Menschen gesehen und ernst genommen, oder, wie das leider derzeit oft der Fall ist, gegeneinander ausgespielt werden. Wir haben in Österreich ein gutes soziales Netz, auf das wir zu Recht stolz sein können und das es zu stärken und zu schützen gilt. Machen wir uns gemeinsam dafür stark, etwa über die Initiative www.wir-gemeinsam.at

Als großer Hebel der Veränderung kann eine Neudefinition von Arbeit wirken: Arbeit ist viel mehr als Erwerbsarbeit. Wer Kinder großgezogen oder Eltern gepflegt hat, wer sich ehrenamtlich für ein soziales oder politisches Anliegen engagiert oder auch sich selbst fortbildet, der weiß, dass das ebenso Arbeit ist. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg, Arbeit neu zu bewerten und neu zu verteilen. Als unerlässlichen Beitrag für eine zukunftsweisende Politik und ein solidarisches Miteinander.

Judith Pühringer
Arbeitsmarktexpertin der Armutskonferenz und Geschäftsführerin von arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich
www.arbeitplus.at

Martin Obermeir-Siegrist: Christlich geht anders, weil …

… nicht die Herkunft eines Menschen zählt, sondern „der Glaube, der durch die Liebe tätig ist“ (Galater 5,6).

Der Glaube, den uns Jesus Christus vorgelebt hat, ist im Kern Vertrauen auf Gott und Hinwendung zu unseren Mitmenschen. Wer von Gottes Liebe ergriffen wird, wer fest darauf vertraut: „Ich bin von Gott geliebt. Gott sorgt für mich. Gott vergibt Schuld, die ich auf mich geladen habe und schenkt neue Anfänge“, wird sich ganz selbstverständlich anderen Menschen zuwenden. Denn wenn Gott für mich sorgt, brauche ich keine Angst mehr zu haben, ich könnte zu kurz kommen. Ich brauche nicht mehr ängstlich auf meinen eigenen Bauch schauen, sondern kann den Kopf heben und wahrnehmen, wer um mich herum steht und geht, lacht und weint.

So bin ich frei, mit den Menschen zu gehen und zu tragen, zu lachen und zu trösten. Die Geborgenheit und Freiheit, die Gott mir schenkt, die wünsche ich allen Menschen – egal woher sie kommen, egal was sie getan haben, oder noch tun werden. Was in meiner Macht steht, will ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen gut leben können.

Dazu gehört es auch, für die Menschen einzutreten, auf die ständig hingetreten wird. Das Schlechtmachen anderer Menschen und Politik, die wenigen Reichen nützt, aber der Mehrheit der Menschen und Gottes ganzer Schöpfung schadet, kann ich niemals widerstandslos hinnehmen.
Wie Jesus es gelehrt hat, kämpfe ich ausschließlich mit gewaltlosen Mitteln. Diese werden immer noch unterschätzt, obwohl mit ihnen zahllose positive gesellschaftliche Entwicklungen erkämpft wurden (z.B. Ende der legalen Sklaverei, Beseitigung von rassistischen Gesetzen, bessere Lebensbedingungen der Arbeiterschaft, Sturz von totalitären Regimen).

Ich bete darum, dass Gott uns Kreativität, Entschlossenheit und Mut schenkt, für Gerechtigkeit zu kämpfen. Damit unser Glaube, der durch die Liebe tätig ist, dieser Welt Frieden bringt.

Martin Obermeir-Siegrist
Pastor
Evangelisch-methodistische Kirche

4.10.2018 Podiumsdiskussion: Verliert Europa seine Seele?

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VERLIERT EUROPA SEINE SEELE?
Sozialstaat, Menschenrechte und Friedensunion unter Druck

Populismus, Autoritarismus, Umgang mit Menschen auf der Flucht sind Anzeichen, dass Sozialstaat, Menschenrechte
und europäische Friedensunion schwer unter Druck stehen. Auf welchem Fundament steht unser Europa (noch)?
Wohin verändert sich Europa? Ist die Europäische Union ein Garant für die Einhaltung der Menschenrechte?
Und die Rolle der Kirchen?

Podiumsdiskussion
Donnerstag, 4.10.2018 um 19.00 Uhr
Ort: Stephanisaal, Stephansplatz 3, 1010 Wien

Es diskutieren:

Othmar Karas, Abgeordneter zum Europäischen Parlament, Europäische Volkspartei (Christdemokraten)

Regina Polak, Institut für Praktische Theologie, Universität Wien

Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich

Moderation: Gabriele Neuwirth, Vorsitzende des Verbandes katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs

Anmeldungen bitte an: info@christlichgehtanders.at