Grundsätze für „gute Arbeit“ hat der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer am Dienstag als Gastredner vor der oberösterreichischen Arbeiterkammer skizziert. Gute Arbeit sei untrennbar verbunden mit Respekt, Anerkennung, Wertschätzung und Recht auf Mitbestimmung und sei eine „wichtige Voraussetzung für seelisches Wohlbefinden“, sagte der Bischof bei der Vollversammlung in Linz. Arbeit müsse jedoch so gestaltet werden, dass sie nicht krank mache, sondern dass vielmehr die Gesundheit erhalten bleibe.
Die Arbeit sei ein „Platzanweiser in der Gesellschaft“, da sie Sinn im Leben stifte und den Menschen einen „Rahmen“ gebe, erklärte Scheuer. Soziale Kontakte würden am Arbeitsplatz geknüpft und gepflegt, zudem dürfe man auch das Gefühl, gebraucht zu werden, nicht unterschätzen. Andererseits könnten aber belastende Arbeitsbedingungen wie ständiger Leistungsdruck und Schichtarbeit, Unsicherheit des Arbeitsplatzes, andauernde Überlastung, aber auch Unterforderung mit zu einer psychischen Erkrankung von Menschen beitragen.
Besondere Kritik äußerte der Bischof an jüngsten Entwicklungen, die unter den Schlagwörtern „Digitalisierung“ oder „Industrie 4.0“ zusammengefasst werden. Zunehmend würden Verkäuferinnen im Handel wegrationalisiert und durch Selbstbedienung und Expresskassen ersetzt. Das Online-Banking führe zu einem Stellenabbau bei Bankmitarbeitern, und immer mehr und immer qualifiziertere Jobs würden von Robotern, Datenverarbeitungsprogrammen und Smartphone-Apps übernommen. „Bringt die technische Revolution Wohlstand für alle und gesteigerte Produktivität – oder geht uns die Arbeit aus, verschwinden ganze Berufszweige, ohne dass genügend neue Jobmöglichkeiten geschaffen werden?“, hinterfragte Scheuer.
Die Wirtschaft gelte es nachhaltig zu gestalten, mit dem Blick auf die kommenden Generationen als Aufgabe und Ziel, betonte der Linzer Bischof. „Es geht um das Gleichgewicht von monetären, sozialen und ökologischen Zielen. Die heutigen Ansprüche müssen erfüllt werden, ohne die Möglichkeiten der künftigen Generationen negativ zu beeinflussen.“ Bei jedem Handeln solle man „mit gutem Gewissen den Enkeln in die Augen schauen können“, was einen guten Umgang mit Rohstoffen, zwischen den Generationen und auch mit den Sozialsystemen erfordere. Die Sozialpartnerschaft – bei zur gemeinsamen Bewältigung der Herausforderungen Verbindendes über Trennendes gestellt werde – könne dabei auch künftig den wirtschaftlichen Erfolg und sozialen Frieden in Österreich sichern.
Quelle: kathpress