Juli 2017 - Page 2

Christian Felber: Christlich geht anders, weil …

Christlich geht anders als chrematistisch und kapitalistisch, weil Geld nicht der Zweck des Wirtschaftens ist, sondern das gemeinsame Wohl aller Menschen und Kreaturen.

Deshalb sollte jede Investition darauf geprüft werden, wie sie sich auf den sozialen Zusammenhalt und eine gerechte Verteilung auswirkt – eine obligatorische „Gemeinwohl-Prüfung“ durch Banken und Börsen könnte das leisten. Unternehmen sollten nicht nur über ihre Mittel bilanzieren müssen, sondern auch über ihr Verhältnis zu Grundwerten wie Solidarität und Gerechtigkeit.

Und soziale Kennzahlen, von der Absicherung aller schwierigen Lebenslagen über die Bereitstellung eines breiten Angebotes an öffentlichen Gütern bis hin zu Steuergerechtigkeit, sollten im „Gemeinwohl-Produkt“ enthalten sein, dass nicht Geld mit Gott verwechselt, sondern es als Instrument für die Mehrung des Gemeinwohls versteht und ihm entsprechende Grenzen und Bedingungen auferlegt.

Christian Felber
Gemeinwohlökonom

www.christian-felber.at

David Steindl-Rast: Christlich geht anders, weil …

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Christliche Werte erscheinen mir als Christ für die Politik wichtig, wenn sie allgemein menschliche Werte unterstreichen. Bei meinem Einsatz im politischen Leben, geht es mir nicht darum, Christliches gegen Nichtchristliches auszuspielen, sondern darum, für Menschlichkeit einzutreten, wo unmenschliches Verhalten droht.

Menschlich handeln wir, wenn wir bei politischen Entscheidungen u.A. Folgendes ernst nehmen:

  • Wir sind eine einzige Menschheitsfamilie über alle Grenzen und Abgrenzungen hinweg. Jedem Menschen steht das gleiche Recht zu.
  • Den, von der Gesellschaft ausgegrenzten oder benachteiligten Mitmenschen, schulden wir besondere Achtung, Beachtung und tatkräftige Unterstützung.
  • Die Erde ist unsere gemeinsame Heimat. Wir sind gemeinsam und je einzeln verantwortlich für Umweltschutz und sorgsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen.
  • Wir leben auf einem begrenzten Planeten: unbegrenztes Wachstum ist eine Krebserkrankung von Wirtschaft und Gesellschaft.
  • Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Wir brauchen eine neue, gerechte Wirtschaftsordnung, die uneingeschränkte Habgier steuert.

Weil bei politischen Entscheidungen größere Gruppen mehr Gewicht haben als vereinzelte Stimmen, liegt mir daran, Mitchristen und Mitchristinnen aufzuwecken, damit sie politisch aktiv werden. Wir haben zu viele Schlafwandler unter uns. Sich nicht in Politik einzumischen, heißt den gefährlichsten Politikern in die Hände zu spielen. Christlich geht anders bietet eine Gelegenheit für unsere Überzeugung als Menschen und als Christen einzutreten. „Es ist höchste Zeit vom Schlafe aufzuwachen.“ (Röm 13,11)

Bruder David Steindl-Rast

http://www.dankbar-leben.org/