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Klimaschutz: In „Langer Nacht“ hieß es „#Wir sind Greta!?“

Podiumsgespräch zu klimapolitischen Themen und Herausforderungen

24. Mai 2019

Das Begegnungszentrum Quo Vadis war in der Langen Nacht der Kirchen am 24. Mai 2019 Ort eines Podiumsgespräches, zu dem Christlich geht anders, die Katholische Jungschar Österreich und die Ordensgemeinschaften geladen haben: „Vorleben, reden und informieren ist ganz entscheidend“, sagt Philipp Molitor von den #FridaysForFuture-Demonstrationen.

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vlnr: Stephanie Schebesch-Ruf (Katholische Jungschar, Moderation), Ferdinand Kaineder, Helene Binder, Philipp Molitor, Reinhold Christian
Foto in Druckqualität (Credit: mschauer)

Am Beginn des Gespräches musste Mediensprecher Ferdinand Kaineder die Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer entschuldigen: „Sr. Beatrix hat sich in den letzten Tagen einer Brustkrebsoperation unterziehen müssen, ist guter Dinge und erwartet nun die Chemotherapien. Sie muss daher alle öffentlichen Veranstaltungen bis Ende August absagen.“

Die Situation ist dramatisch

Reinhold Christian vom Forum Wissenschaft und Umwelt ließ in seiner wissenschaftlichen Analyse keinen Zweifel: „Die Situation ist dramatisch. Alle Studien und Analysen zeigen, dass wir so nicht weitermachen können.“  Laudato si wurde im Gespräch immer wieder erwähnt und als besondere Orientierung gesehen. „Das Paradigma von einem technokratischen Welt- und Menschenbild muss überwunden werden hinein in ein sozial-ökologisch-spirituelles Weltbild“, betont Ferdinand Kaineder, der selber 2015 als Klimapilger in Richtung Paris unterwegs war: „Die Kernfrage heute lautet: Wie geht Reduktion? Es gilt, die Lebensqualität im Weniger wieder neu zu entdecken. Da kann die Lebenserfahrung und der Blick der Ordensleute dabei helfen, die sich einem einfachen Lebensstil verschrieben haben.“ Helene Binder von der Landjugend Österreich, selber Bäuerin im Innviertel in Oberösterreich, stellte Initiativen vor, „wie junge Menschen heute auf einen nachhaltigen Lebensstil umschwenken können“.

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Daheim kauf ich ein

Binder stellte die Aktion „Daheim kauf ich ein“ vor, die vor allem das regionale Wirtschaften in den Mittelpunkt stellt und bei Events beispielsweise regionale Produkte und eine „nachhaltige Eventlogistik“ zum Ziel hat. Der Klimaaktivist Philipp Molitor hob das Vorbild der Erwachsenen hervor und wie wichtig „reden und informieren“ ist. Aus wissenschaftlicher Sicht sind nach Reinhold Christian drei Punkte entscheidend: „Kostenwahrheit in allen Bereichen, klare Regelungen bis hin zu Verboten und Ausstiegsszenarien.“ Helene Binder hob auch hervor, dass bei Begrenzungen wie beipielsweise heuer bei den Kartoffeln nicht einfach Importe getätigt werden sollen. Kaineder wies auf die positiven Erfahrungen von Ordensgemeinschaften wie die Abtei Michaelbeuern hin, die schon seit Jahrzehnten nachhaltig wirtschaften. Nach Kaineder sollten manche „Wertigkeiten mit Status“ wie das Auto oder Flugzeug dramatisch hinterfragt werden. Das Podiumsgespräch zeigte, dass in jedem ein Stück Greta steckt. „Es ist nicht nur möglich, sondern wichtig, etwas zu tun.“ Jede und jeder einzelne ist zum nachhaltigen Handeln aufgerufen und genauso die Politik, die Rahmenbedingungen schaffen muss. „Aber genau dort erleben wir derzeit ein besonderes Scheitern.“

Ferdinand Kaineder

Mauthausen Komitee: Offener Brief

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Herrn Bundeskanzler
Sebastian KURZ
Bundeskanzleramt
Ballhausplatz 2
1010 Wien
bundeskanzler@bka.gv.at

Wien, 9. April 2019
Offener Brief
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler!
Seit vielen Jahren engagieren wir uns gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus. Nun müssen wir feststellen, dass diese menschenverachtenden Strömungen immer mehr zunehmen. Die Zahl der rechtsextremen Straftaten in Österreich war auch 2018 wieder erschreckend hoch. Rassistische und antisemitische Übergriffe haben ein Rekordniveau erreicht.
Neu und bedrohlich ist, dass rechtsextreme Aktivitäten aus einer Regierungspartei kommen. Das Mauthausen Komitee hat für den Zeitraum seit Anfang 2013 weit über 100 „Einzelfälle“ von FPÖ-Politikern und -Funktionären aller Ebenen dokumentiert. Dabei fällt auf, dass seit der Regierungsbeteiligung der FPÖ solche „Einzelfälle“ nicht seltener, sondern häufiger geworden sind. Sie, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, teilen sicher unsere Auffassung: Rechtsextreme Aktivitäten und Aussagen von Politikern und Funktionären einer Regierungspartei schaden nicht nur der Demokratie, sondern auch dem Ruf Österreichs. Denn angesichts seiner Geschichte trägt unser Land eine besondere Verantwortung.

Wir begrüßen es, dass Sie, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, in der Auseinandersetzung um die engen Verbindungen der FPÖ mit den rechtsextremen „Identitären“ klar Position bezogen haben. Zweifellos sind das Gedankengut und die Umtriebe der „Identitären“, die nicht zufällig durch den Massenmörder von Christchurch finanziell unterstützt wurden, widerlich und gefährlich.
Allerdings deutet wenig darauf hin, dass die FPÖ beabsichtigt, sich von den „Identitären“ glaubwürdig zu trennen. Die Kündigung von ein oder zwei Mietverträgen reicht dafür sicher nicht aus.

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler!
Das Verhältnis einer Regierungspartei zum Rechtsextremismus ist eine Grundsatzfrage. Deshalb richten wir an Sie den dringenden Appell, Ihren Worten Taten folgen zu lassen. Bitte setzen Sie durch, dass sich die FPÖ nicht nur glaubwürdig von den „Identitären“ trennt, sondern auch ihre sonstigen rechtsextremen Aktivitäten einstellt! Sollte das nicht durchzusetzen sein, wäre eine weitere Regierungszusammenarbeit mit der FPÖ untragbar.

In Erwartung Ihrer Antwort bleiben wir
mit freundlichen Grüßen
Käthe SASSO, KZ-Überlebende und Zeitzeugin
Daniel CHANOCH, KZ-Überlebender und Zeitzeuge
Shaul SPIELMANN, KZ-Überlebender und Zeitzeuge
Aba LEWIT, KZ-Überlebender und Zeitzeuge
Yehuda GURVITZ, KZ-Überlebender und Zeitzeuge
Yitzhak LEITNER, KZ-Überlebender und Zeitzeuge
Erika KOSNAR, Zeitzeugin
Ariel MUZICANT, Vizepräsident des Europäischen Jüdischen Kongresses
Renate ERBST, Obfrau von Ohel Rahel – Jüdischer Wohltätigkeitsverein
Rudolf EDLINGER, Präsident des Dokumentationsarchivs des österr. Widerstandes
Willi MERNYI, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich
Christa BAUER, Geschäftsführerin des Mauthausen Komitees Österreich
Josef PUMBERGER, Generalsekretär Katholische Aktion Österreich
Robert EITER, Sprecher des OÖ. Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus
Guy Dockendorf, Präsident des Comité International de Mauthausen
Andreas BAUMGARTNER, Generalsekretär des Comité International de Mauthausen


Werner Freistetter: Solidarität in der kirchlichen Sozialverkündigung

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Photo by Jacqueline Godany

Im Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium bedauert Papst Franziskus, dass sich das Wort Solidarität heute „ein wenig abgenutzt“ habe und „manchmal falsch interpretiert“ werde. Dabei bedeute es „viel mehr als einige gelegentliche großherzige Taten“ (188). Sie sei die „spontane Reaktion dessen, der die soziale Funktion des Eigentums und die universale Bestimmung der Güter als Wirklichkeiten erkennt, die älter sind als der Privatbesitz.“ Sie müsse „als die Entscheidung gelebt werden, dem Armen das zurückzugeben, was ihm zusteht.“ (189)

„Umfassender und solidarischer Humanismus“

Wie zentral die Rede von der „Solidarität“ in einem globalen Sinn für die katholische Soziallehre geworden ist, zeigt sich sehr deutlich im Kompendium der Soziallehre der Kirche, das einen gut lesbaren Überblick über die wesentlichen Inhalte der katholischen Soziallehre angesichts aktueller Herausforderungen gibt. Schon die Einleitung trägt den programmatischen Titel „Ein umfassender und solidarischer Humanismus“. Das Kompendium liefert auch die Erklärung dafür, dass die Solidarität in der Sozialethik heute besonders in den Vordergrund rückt: „Der Prozess der zunehmenden wechselseitigen Abhängigkeit zwischen Personen und Völkern“, die zugleich mit zunehmender Ungleichheit einhergeht, fordert ein intensiveres „Engagement auf ethisch-sozialer Ebene […], um die unheilvollen Konsequenzen einer Unrechtssituation von weltweiten Ausmaßen zu verhindern“ (192). Den Auswirkungen der Globalisierung muss also durch die Stärkung globaler solidarischer Strukturen begegnet werden.

Soziales Ordnungsprinzip und Tugend

Dabei ist die Solidarität sowohl soziales Ordnungsprinzip als auch Tugend. Als soziales Ordnungsprinzip soll sie die Grundlage für die Schaffung oder Veränderung von Gesetzen und Normen werden, mithilfe derer die „Strukturen der Sünde“ in „Strukturen der Solidarität“ verwandelt werden sollen. (193)

Als Tugend ist sie „die feste und beständige Entschlossenheit, sich für das »Gemeinwohl« einzusetzen“, die Bereitschaft, dem Nächsten zu dienen anstatt ihn auszubeuten oder zu unterdrücken. Solidarität im christlichen Sinn ist also kein „Gefühl vagen Mitleids oder oberflächlicher Rührung wegen der Leiden so vieler Menschen nah oder fern“ (193), sondern die Bereitschaft, den Menschen, die Hilfe brauchen, wirksam und nachhaltig so zu helfen, dass sie selbst in Freiheit Verantwortung für ihr Leben und das ihrer Mitmenschen übernehmen können.

Eine Menschheitsfamilie

In der Nachfolge Jesu geht christliche Solidarität immer schon über bloße Gruppen- oder Interessenssolidarität hinaus, die wir aus politischen oder wirtschaftspolitischen Auseinandersetzungen sehr gut kennen und die durchaus ihre Berechtigung hat. Christliche Solidarität beruht aber auf der festen Überzeugung von der gleichen Würde, der Gottebenbildlichkeit und Geschwisterlichkeit aller Menschen. Sie bilden die eine Menschheitsfamilie, die dazu berufen ist, in Frieden und Gerechtigkeit miteinander zu leben.

Der Aufbau solidarischer Strukturen muss daher mit verstärkter internationaler Zusammenarbeit einhergehen mit dem Ziel, das Recht auf Entwicklung zu sichern, allen Ländern Zugang zum internationalen Markt zu verschaffen, die Armut zu bekämpfen und die Auslandsverschuldung vieler armer Länder zu vermindern. (320-324)

Schutz der natürlichen Umwelt

Eine besondere Herausforderung für die gesamte Menschheit ist der Schutz der natürlichen Umwelt in ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt. Sie ist gemeinschaftliches Gut aller Menschen und soll auch noch kommenden Generationen als Lebensgrundlage zur Verfügung stehen. Neben der Erarbeitung einheitlicher Regeln und Sanktionsmöglichkeiten ist auch eine „wirksame Veränderung der Mentalitäten und Lebensstile“ (468) notwendig. Die Mechanismen des Marktes alleine werden nicht ausreichen, um die Umwelt in ausreichender Weise zu schützen. Deshalb müssen entsprechende Anreize für die Forschung nach entsprechenden Innovationen gesetzt und alternative Energien weiterentwickelt werden. (470) Die Nutzung moderner Biotechnologie ist mit dem christlichen Schöpfungsverständnis und der Mitwirkung und Verantwortung des Menschen prinzipiell vereinbar (473), ihr Einsatz müsse aber auch hinsichtlich seiner gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen beurteilt werden und den entsprechenden ethischen Kriterien, v.a. Gerechtigkeit und Solidarität, entsprechen. (474) Fairer Handel und angemessener Technologietransfer in die Entwicklungsländer soll erleichtert werden. (475)

Das Kompendium der Soziallehre der Kirche sieht einen verantwortungsvollen und solidarischen Umgang mit der Schöpfung letztlich in einer Haltung der Dankbarkeit und Anerkennung begründet: „Wenn man […] die Natur in ihrer geschöpflichen Dimension wiederzuentdecken vermag, dann kann man […] ihre über sich selbst hinausweisende symbolhafte Bedeutung erfassen und so zum Horizont des Mysteriums vordringen, das dem Menschen den Weg zu Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, eröffnet. Die Welt bietet sich den Blicken des Menschen als eine Spur Gottes dar“ (487).

Der Beitrag der ksoe

Diesen Blick auf die geschöpfliche Dimension der Wirklichkeit in ihrem sozialen und ethischen Anspruch versucht die Katholische Sozialakademie Österreichs seit sechs Jahrzehnten den Menschen durch Bildung, Beratungstätigkeit und Teilnahme am gesellschaftlichen Diskurs zu eröffnen. Der Titel der Jubiläumsveranstaltung „60 Jahre Katholische Sozialakademie Österreichs. Zukunft gestalten_demokratisch – solidarisch – gerecht“ am 29. März 2019 zeigt an, wie wichtig solidarisches Handeln für die Zukunft der Menschheitsfamilie ist und bleiben wird.

Autor

Portrait von Werner Freistetter
W. Freistetter © J. Kuss

Werner Freistetter
für die ksoe zuständiger Referatsbischof in der Österreichischen Bischofskonferenz, ab 1985 Assistent am Institut für Ethik und Sozialwissenschaften (Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien), 1997-2015 Leiter des Instituts für Religion und Frieden, seit 2015 Bischof der Militärdiözese.

Tipp

Das Soziallehre Prinzip „Solidarität“ erklärt von Magdalena Holztratter

> Link zur Playlist

Pastoralrat der ED Salzburg: Wertschätzung statt Ignoranz

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Pastoralrat fordert von der Bundesregierung  neuen Umgang mit Engagierten in der Flüchtlingsarbeit

In vielen Pfarren bangen zurzeit in der Flüchtlingsarbeit Engagierte um ihre Schützlinge. Einige mussten auch bereits die Erfahrung machen, dass Flüchtlinge ohne Rücksicht auf Integrationsgrad und unter Missachtung menschlicher Standards abgeschoben wurden. Der zivilgesellschaftliche Einsatz vieler freiwilliger Helferinnen und Helfer, der längst offizielle Anerkennung verdient hätte, wird mit einer solchen Vorgangsweise der Behörden zunichte gemacht. Das ist nicht nur wirtschaftlich unsinnig, sondern trifft österreichweit tausende Menschen, die aus Überzeugung dem Staat geholfen haben, die Flüchtlingskrise zu bewältigen  und die notwendige Integration der Flüchtlinge zu bewerkstelligen. Allein die Caritas konnte sich 2015 auf 50.000 Freiwillige (z.B. Deutschkurse, Begleitung von Behördengängen etc.) stützen, 30.000 sind in ganz Österreich nach wie vor engagiert.

Der Pastoralrat der Erzdiözese Salzburg, das repräsentativste Beratungsgremium in der Kirche Salzburgs,  appelliert daher an die Bundesregierung, den guten Willen und das Engagement so vieler Menschen nicht weiter zu ignorieren und durch zweifelhafte Entscheidungen zu desavouieren. Es wäre höchst an der Zeit, Vertreter der Zivilgesellschaft in die Entscheidungen einzubinden oder zumindest anzuhören.

Das betrifft nicht zuletzt die Entscheidung in Situationen, wo Negativentscheidungen im Asylverfahren zu unangemessenen Härtefällen führen. Hier bedarf es der institutionalisierten Möglichkeit einer neuerlichen Prüfung eines humanitären Aufenthalts, wo die Informationen und Erfahrungen der die betroffenen Asylsuchenden betreuenden Behörden, Gemeinden, Kirchen, der ehrenamtlichen Gruppen oder Privatpersonen gehört werden und in die Entscheidungsfindung einfließen. 

Eine Kommission auf Landesebene, die solche Härtefälle prüft, könnte all diese Erfahrungen und Informationen zusammentragen, systematisieren und gewichten und einen Entscheidungsvorschlag für einen humanitären Aufenthalt ausarbeiten. Vorschläge und Forderungen für eine solche „Härtefallkommission“ wurden bereits, von den Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs, der Katholischen Aktion Österreich und der Plattform für Menschenrechte Salzburg ausgearbeitet und erhoben. Der Pastoralrat der Erzdiözese fordert im Einvernehmen mit Erzbischof Dr.Franz Lackner die rasche Umsetzung dieses Vorschlags.

Einstimmig beschlossen in der Pastoralratssitzung vom 20.11.2018 in Salzburg

Wirtschaft geht anders!

Das Ganze der Wirtschaft sehen und verstehen.

Lernen Sie das 5-Sektoren Modell von Luise Gubitzer kennen, das ein erweitertes Verständnis von Wirtschaft ermöglicht. Ein Verständnis, welches Sorgearbeit und Eigenversorgung ohne Profit als wichtigste Voraussetzung für das Funktionieren des Gesamtsystems versteht und sichtbar macht.

Im Zusammenspiel von Wissenschaft, Führungskräften und Medien wird ein mystischer Schleier um das Thema Ökonomie gewoben, der viele Frauen und Männer abschreckt, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Diesen Schleier wollen wir heben und mit Hilfe von Theorie und praktischen Übungen uns unseres eigenen wirtschaftlichen Wissens bewusstwerden und dieses erweitern.

Die Vorstandsfrauen des Vereins JOAN ROBINSON geben an diesem Abend Denkanstöße und werden praktisch mit uns arbeiten. Der Verein JOAN ROBINSON  hat das Ziel, Wissen zu vermitteln und zu ermutigen, in der Wirtschaftspolitik mitzureden.

  • Luise Gubitzer (Professorin für Volkswirtschaftstheorie und –politik, WU Wien)
  • Traude Novy (Erwachsenenbildnerin; langjährige Leiterin des AK Entwicklungszusammenarbeit der Katholischen Frauenbewegung Wien)
  • Ursula Dullnig (Theologin, Jugend- und Erwachsenenbildnerin, Diakonie-Flüchtlingsdienst St. Pölten),
  • Milena Müller-Schöffmann (Welthaus KA-Wien, Erwachsenenbildnerin, Lektorin FH für Soziale Arbeit, Wien)
  • Janine Wurzer (Sozial- und Kulturanthropologin, Schwerpunkt psychosoziale Gesundheit von Frauen)

Zur Einstimmung mit Getränken und Brötchen lädt die KA ab 16 Uhr herzlich zum KA-Neujahrs-Cafe.

Einladung: http://ka-wien.at/dl/rttoJkJKmNKJqx4KJK/KA_Wien_xmas_und_neujahr_2019_korr_preview.pdf

Fürchtet euch nicht!?

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Offener Weihnachtsbrief der kfb Wien an die Bundesregierung.

Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung,
wir Christinnen und Christen hören in unseren Kirchen im Advent die prophetischen biblischen Schriften, die unsere soziale Verantwortung einfordern. Die Herbergssuche, die Geburt in einem Stall, die Verkündigung der Geburt Christi an die Hirten und das Wort des Engels „Fürchtet euch nicht“ machen uns deutlich, dass Solidarität mit den Armen und Ausgegrenzten die zentrale Botschaft unseres Glaubens ist. Wir Frauen der Katholischen Frauenbewegung der ED Wien leben diese Botschaft in unseren Pfarren und Gemeinden, in Kirche und Staat und auch – durch unser entwicklungspolitisches Engagement – weltweit. Das verpflichtet uns, gerade zu Weihnachten unseren Sorgen Ausdruck zu verleihen.

Wir haben keine Angst vor Flüchtlingen und vor einer geordneten Zuwanderung. Aber wir sind besorgt, dass eine unbarmherzige Politik Egoismus und Fremdenfeindlichkeit fördert!
Wir haben keine Angst vor sozialen „Durchschummlern“! Aber wir sind besorgt, dass sich Konzerne und reiche MitbürgerInnen durch Steuervermeidung und Steuerflucht ihrer sozialen Verantwortung entziehen.
Wir haben keine Angst vor dem Migrationspakt der UNO! Aber wir sind besorgt, dass Österreich wegen nationalistischer und populistischer Überlegungen sein internationales Renommee verliert.
Wir haben keine Angst vor einer deutlichen Arbeitszeitverkürzung! Sie ermöglicht es, unbezahlte Arbeit zwischen Frauen und Männern gerechter zu verteilen. Aber wir sind besorgt, dass die sozialen Kosten der Ausweitung des 12- Stunden-Tags und der 60- Stunden-Arbeitswoche wieder von Frauen getragen werden müssen.
Wir haben keine Angst vor der Stärkung des Sozialstaats! Aber wir sind besorgt, dass die Reform der Sozialversicherungen nur im Bereich der Arbeitnehmenden durchgreift und deren Interessen in den diversen Gremien schmälert.
Wir haben keine Angst vor Veränderungen durch einen umweltfreundlichen Lebensstil! Aber wir sind besorgt, wenn zukünftige Überlebensfragen hinter Wirtschaftsinteressen gestellt werden.
Wir haben keine Angst vor einer Bevorzugung der armen Länder in internationalen Handelsverträgen! Aber wir sind besorgt, dass in sogenannten Partnership-Agreements vorwiegend die Interessen der reichen Länder wahrgenommen werden.
Wir haben keine Angst vor der Erhöhung der Finanzmittel für die Entwicklungszusammenarbeit! Aber wir sind besorgt, dass es dabei vorwiegend um Exportförderung österreichischer Unternehmen geht.

Sehr geehrte Bundesregierung, wir erwarten uns, dass Sie unsere Sorge um den guten Weg in die Zukunft unseres Landes ernst nehmen! Wir denken, dass auch für Sie der Einsatz für ein gutes Leben aller jetzt und auch in Zukunft, die Grundlage Ihres politischen Handelns ist und freuen uns auf Ihre Antwort.
Franziska Berdich und Christine Saliger
für die Diözesanleitung der kfb Erzdiözese Wien

Stephansplatz 6/5/540, 1010 Wien, kfb.wien@edw.or.at
KATHOLISCHE FRAUENBEWEGUNG Erzdiözese Wien
KATHOLISCHE AKTION http://wien.kfb.at

Betriebsseelsorge St. Pölten: Wer redet hier von Gerechtigkeit?!

Stellungnahme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diözese St. Pölten, die im Bereich Kirche und Arbeitswelt tätig sind. „Sie können und wollen nicht schweigen zur aktuellen Situation im Bereich der Arbeitsmarktpolitik.“

Wer redet hier von Gerechtigkeit?!

In der öffentlichen Debatte werden im Augenblick Begriffe verschönt oder gedreht. Wir hören vom Arbeitslosengeld Neu und gemeint ist damit die Streichung der Notstandshilfe. Die Politik redet von Gerechtigkeit, wenn es um die Anliegen der „Fleißigen und Tüchtigen“ geht, aber es passiert eine Umverteilung von unten nach oben. Die Aktion 20.000 wurde zu Jahresbeginn abgesetzt, nun werden die Einsparungen bei den Beschäftigungsprojekten publik. Einige von ihnen müssen überhaupt zusperren. Das betrifft auch andere Sozialeinrichtungen, zum Bespiel Fraueninitiativen. Gleichzeitig gibt es Abgabenerleichterungen für Unternehmen.

Betroffen sind Menschen, die Monat für Monat darum kämpfen über die Runden zu kommen, die hoffen, dass kein Gerät kaputt geht, nichts Außergewöhnliches passiert. Die Mindestsicherung wurde mit dem Blick auf die Ausländer gedeckelt („Man kann doch keiner Pensionistin etwas wegnehmen!“). Doch in NÖ ist nur jeder Siebte Betroffene ein Asylberechtigter, alle anderen sind zumeist Bürgerinnen und Bürger unseres Landes! Von ihnen sind lediglich 28% arbeitslos, aber 25% in Pension, 21% krank oder behindert und 21% erwerbstätig mit zu geringem Einkommen. Im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung ist der Anteil der chronisch Kranken doppelt so hoch, dreimal so hoch der Anteil der Menschen mit Pflegebezug, viermal so hoch die Zahl der Menschen mit Behinderung.

Es sind  Frauen und Männer mit Würde, Menschen mit einmaligen Fähigkeiten, die sie auch gerne einsetzen würden. Aber sie werden von dieser Wirtschaft nicht gebraucht. In Diskussionen wird dann immer wieder behauptet, dass ihnen der Bezug gekürzt und mehr Druck ausgeübt werden muss. Das wird dann positiver Arbeitsanreiz genannt. Betriebe schreien nach Arbeitskräften und lehnen gleichzeitig Bewerber ab, oder sie beklagen keine Fachkräfte zu bekommen und bilden selbst nicht aus. Es geht längst nicht mehr um die Menschen, sondern darum, die Bedürfnisse der Wirtschaft zu erfüllen. Während von den einen verlangt wird 12 Stunden am Tag zu arbeiten bekommen immer mehr nur mehr einen Teilzeitjob.

Viele  Menschen haben Angst. Es ist die Angst nicht bestehen zu können, Angst in der sozialen Leiter abzurutschen, Angst vor der Zukunft. Als Antwort braucht es Zeichen und Räume der Hoffnung. Als Arbeiterseelsorgerinnen und –seelsorger fordern wir mit Blick auf das Evangelium Gerechtigkeit ein: Blinde sehen wieder und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird die Frohe Botschaft verkündet. (Mt 11,5) Wenn Menschen ohne Arbeit, ohne Aussicht sind, dann fühlen sie sich ausgeschlossen. Wir erleben eine Politik der Entsolidarisierung: Wir und die anderen! Damit werden die Schwächsten an den Rand gedrängt, sind draußen. Die Ausgeschlossenen sind nicht nur „Ausgebeutete“, sondern Müll, „Abfall“. (Papst Franciscus im Rundschreiben Evangelii Gaudium 53) Dem gilt entschieden entgegenzutreten. Gerechtigkeit kann nur mit dem Blick auf die Benachteiligten unserer Gesellschaft entstehen und wenn unser Handeln nach ihren Bedürfnissen ausgerichtet wird. Wir können alle dazu beitragen. Dazu braucht es aber auch eine Politik der Solidarität, die sich in einem guten staatlichen Sozialsystem zeigt.

Quelle: http://presse.dsp.at/einrichtungen/kommunikation/artikel/2018/dioezese-st-poelten-feierte-50-jahre-betriebssorge

Regina Polak: Keine Partei in Europa betreibt offensive Armutsbekämpfung

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Wien, 06.10.2018 (KAP) Die Armutsfrage wird in der Gesellschaft ausgeblendet, und gewisse Gruppen werden stigmatisiert und beschuldigt, anderen auf der Tasche zu liegen: Das betonten die Pastoraltheologin Regina Polak und Diakoniedirektorin Maria Katharina Moser bei einer Podiumsdiskussion der Initiative „Christlich geht anders“ am Freitagabend in Wien. Auch der ÖVP-Delegationsleiter im Europaparlament, Othmar Karas, nahm an der Veranstaltung teil.

Ein jahrzehntelang einseitig geführter Diskurs, der von neoliberaler Ökonomie geprägt war, habe Menschen stets nur über Leistung definiert, so Polak. Dadurch werde eine Stimmung verbreitet, dass sich nur jene gesellschaftliche Anerkennung verdienten, die auch ihren Beitrag leisteten. Dennoch müsste man über Vermögen und gerechte Verteilung sprechen, auch wenn das derzeit „nicht schick“ sei Es sei Aufgabe der Kirche mit ihrer Option für die Armen, deren Situation offensiv zur Sprache zu bringen.

Es gebe keine Partei in Europa, die offensive Armutsbekämpfung betreibe, zeigte die Theologin auf. Stattdessen liege das Hauptaugenmerk darauf, die Armen nicht stärker werden zu lassen. Es gebe aber eine immer größere Schicht von Personen, die ziemlich perspektivlos sei und das auch wisse, und zu dieser Gruppe gehörten auch viele junge Menschen. „Diese Menschen tun sich schwer, ihren gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, und das wahrscheinlich auf längere Zeit. Mein Eindruck ist, dass die Gesellschaft und die politischen Parteien sich damit abfinden“, so Polak.

Othmar Karas äußerte die Sorge, dass sich Europa das Prinzip, die Würde des Menschen als solche anzuerkennen, rauben lasse. Dann habe die Idee Europa allerdings keine Chance mehr, so der Leiter der ÖVP-Delegation. Er selbst sei aber optimistisch, weil die große Mehrheit der Menschen in der Europäischen Union eine handlungsfähigere, effiziente, demokratische EU wollten.

Die Frage sei, ob diese Mehrheit aufstehen werde, „oder ob wir uns von jenen die öffentliche Meinung bestimmen lassen, die am lautesten schreien“. Letztere würden jeden Tag mit der Botschaft „Nationalismus statt Demokratie“ auftreten. Das sei die Herausforderung. „Es liegt an uns Menschen, was wir für richtig halten, auch mehrheitsfähig zu machen“, appellierte Karas.

Er würdigte die Initiative „Christlich geht anders“. Es zeige sich, „dass wir mehr gemeinsam haben, als man vor der Veranstaltung geglaubt hat, und dass es zwischen Glaube, Hoffnung, christlichem Menschenbild und der Idee Europa einen Zusammenhang gibt“. Wenn man miteinander rede, könne der Grundkonsens, den es unter den Menschen gebe, gestärkt werden.

Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, betonte, dass die Diakonie eine „Stimme der Vernunft“ in der Gesellschaft sein möchte. Diese könne sich am besten Gehör verschaffen, „wenn wir über die Themen reden, die die Menschen tatsächlich bewegen“.

Es werde immer wieder gesagt, dass die Menschen Angst vor Asylproblematik und Flüchtlingen haben. „Das hören wir schon manchmal. Wenn man dann genauer ins Gespräch kommt, merkt man, dass das gar nicht die Sorgen und die Ängste sind“, so Moser. Diese würden sich vielmehr auf die eigene Wertschätzung und die eigene soziale Situation beziehen.

Wörtlich sagte die Theologin: „In Gesprächen höre ich zum Beispiel oft ‚Die Ausländer kriegen alles‘, und wenn dann genauer nachgefragt wird, findet man heraus, dass die Person sich selbst vom AMS oder potenziellen Arbeitgebern schlecht behandelt fühlt.“ Es sei wichtig, sich nicht auf allgemeine populistische Worthülsen einzulassen, sondern auf die wirklichen Probleme zu schauen, denn die würden alle betreffen.

Die Katholische Sozialakademie Österreich (KSÖ) wolle einen Beitrag zu mehr „guter Politik“ leisten, so KSÖ-Direktorin Magdalena Holztrattner. Dabei müsse man dazu bereit sein, auch eigene Positionen zu hinterfragen und auch zu ändern, ohne sich wie ein Fähnchen im Wind zu drehen. Denn um das gemeinsame Ziel eines „Guten Lebens für alle“ müsse gerungen werden.

Quelle: https://www.kathpress.at/goto/meldung/1684256/initiative-christlich-geht-anders-gegen-gruppenstigmatisierung

 

VIDEO: Verliert Europa seine Seele?

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Europaabgeordneter Othmar Karas, Pastoraltheologin Regina Polak und Diakoniedirektorin Maria Katharina Moser diskutierten am 4.10.2018 im Wiener Stephanisaal über den Druck auf die Friedensunion, die Menschenrechte und den Sozialstaat und die Rolle der Kirchen.
Moderation: Gabriele Neuwirth.
Einleitung: ksoe-Direktorin Magdalena Holztrattner.
Video: Friedel Hans.

Hier können Sie das Video abrufen:

Verliert Europa seine Seele?