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Veronika Pernsteiner: 12-Stunden-Tag: Rückschritt auf dem Weg zur Gleichstellung der Geschlechter

„Desaster“ für Alleinerziehende: Katholische Frauenbewegung und Plattform für Alleinerziehende zum „Tag der Arbeit“

[Wien, 27.4.2017, PA] Gegen eine generelle Ausweitung der zulässigen Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden pro Tag treten die Katholische Frauenbewegung Österreichs und die Österreichische Plattform für Alleinerziehende anlässlich des „Tags der Arbeitslosen“ am 30. April und des „Tags der Arbeit“ am 1. Mai auf: „Eine Arbeitszeitflexibilisierung im Sinne eines 12-Stunden-Tags bedeutet einen Rückschritt auf dem Weg zur Gleichstellung von Mann und Frau, weil sie die bestehende Rolle von Frauen als Zuverdienerinnen verfestigt und ihre Chancen auf dem Erwerbsarbeitsmarkt verringert“, so Veronika Pernsteiner, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs. Von einem „Desaster“ für Alleinerziehende, weit überwiegend Frauen, warnt die Vorsitzende der Österreichischen Plattform für Alleinerziehende, Gabriele Fischer: „Es fehlen die notwendigen Kinderbetreuungseinrichtungen, die zudem für alle leistbar sein müssen, die Attraktivität von Alleinerziehenden am Arbeitsmarkt  würde  weiter sinken, Erholung würde es noch weniger geben.“ Katholische Frauenbewegung und Plattform für Alleinerziehende fordern demgegenüber Maßnahmen, die eine partnerschaftliche Teilung von Erwerbs- und Sorgearbeit fördern, eine generelle Arbeitszeitverkürzung sowie ausreichend bezahlbare Kinderbetreuungseinrichtungen. Die österreichische Regierung hat den Sozialpartnern bis Ende Juni eine Frist gesetzt, um in der Frage um die Ausdehnung der zulässigen Tagesarbeitszeit von zehn auf zwölf Stunden und der flexibleren Gestaltung von Arbeitszeit zu Lösungen zu kommen.

Bereits jetzt ist es nach Angaben der Arbeiterkammer Wien so, dass 75 Prozent der Frauen mit Kindern unter 15 Jahren Teilzeitjobs machen, während rund die Hälfte der Väter von Kindern bis 12 Jahren regelmäßig Überstunden leisten: „Wenn Frauen nach wie vor hauptsächlich die private Sorgearbeit über haben, wird es für sie bei längeren Tagesarbeitszeiten noch schwerer, sich am Arbeitsmarkt zu behaupten, insbesondere angesichts des Mangels an Ganztagsschulen und ausreichend langen Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen,“  so Veronika Pernsteiner. Für Alleinerziehende ergebe sich ein gänzlich katastrophales Szenario, erklärt Gabriele Fischer: „Was wir brauchen, ist keine Flexibilisierung für UnternehmerInnen, sondern eine Flexibilisierung im Sinne der ArbeitnehmerInnen“.

Tatsächlich gewährt das bestehende Arbeitsrecht bereits jetzt eine Vielzahl von Möglichkeiten, Arbeitszeit flexibel zu gestalten, etwa via Gleitzeit, Schicht- und Durchrechnungsmodellen oder die 4-Tages-Woche: „Inwieweit schöpft die Wirtschaft diese Möglichkeiten aus?“, fragen Fischer und Pernsteiner, „und inwieweit geht es darum, der Entlohnung von Überstunden zu entkommen?“. Nach Angaben der Arbeiterkammer Wien wird die überwiegende Zahl der derzeit in Österreich geleisteten Überstunden innerhalb des gesetzlichen Rahmens erbracht, bei einer Erhöhung des Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden pro Tag drohten Überstundenzuschläge im Ausmaß von 1,5 Milliarden Euro zu entfallen.

„Wir wollen, dass dem Wunsch von jungen Vätern nach Arbeitszeitreduzierung nachgekommen wird“, fordert kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner im Blick auf Daten aus dem Familienministerium, wonach sieben von zehn Väter zwischen 18 und 29 Jahren sich für eine Arbeitszeitreduzierung zugunsten der Familie interessieren und knapp die Hälfte die Arbeitszeit gerne um 20 Prozent verringern würde. „Eine Arbeitszeitverkürzung bei entsprechendem Lohnausgleich wäre ein Schritt in Richtung einer partnerschaftlichen Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit und auch für Alleinerziehende ein entlastender Rahmen“, so Gabriele Fischer von der Plattform für Alleinererziehende. Gleichzeitig gelte es, die gesellschaftliche Organisation und Sicherstellung von Sorgearbeit, von Betreuung, Pflege und Bildung voranzutreiben.

„Dass bei einem 12-Stunden-Tag die Erholung, insbesondere von Eltern und noch mehr von Alleinerziehenden,  auf der Strecke bleibt, ist vorauszusehen“, erklären Pernsteiner und Fischer. „Blockzeiten“ von Arbeit und Freizeit, wie sie von der Wirtschaft als attraktive Angebote dargestellt würden, kämen allenfalls Singles und kinderlosen Paaren entgegen, seien Studien zufolge aber generell nicht zu empfehlen: „Wir wissen, dass ab der 9. Arbeitsstunde die Zahl der Unfälle steigt und auch das Risiko eines Burnouts wächst.“ Was es brauche, sei „gute Arbeit“, die Leben und Erwerbsarbeit in einer guten Balance halte. Das beantworte auch den Wunsch von Eltern, täglich Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können, mit ihnen zusammenzuleben.

www.kfboe.at

 

Klaus Heidegger: Stolz auf die „verbeulte“ Kirche

Zum Himmelfahrtstag können wir feststellen: Eine himmlische Welt hier unten ist möglich.

Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen.“ Es ist der bekannteste Satz aus dem „Wintermärchen“ von Heinrich Heine. 200 Jahre später hat sein Bonmot nichts an Aussagekraft eingebüßt. Auch am heutigen Himmelfahrtstag soll dieses „neue“, dieses „bessere Lied“ gesungen werden. Es ist wirklichkeitszugewandt und lustorientiert; es will den Himmel auf Erden und fordert zum Handeln für soziale Gerechtigkeit und Gleichheit auf. Es geht vom Wissen aus, dass „hienieden Brot genug für alle Menschenkinder“ wächst – „auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust und Zuckererbsen nicht minder“.

Heute würden wir sagen: Die Welt böte genügend Lebensmittel für alle – wenn sie nur gerecht verteilt wären. Heute würden wir sagen: ein gutes Leben für alle, das mit den einlullenden „Eiapopeias“ der Konsum- und Werbeindustrie und den populistischen Heilsversprechern nichts gemein hat. Anders als in der Zeit, als Heine sein „Wintermärchen“ dichtete, haben sich freilich die Kirchen positioniert. Sie haben den Mut, das „irdische Jammertal“ in den Blick zu nehmen, die Flüchtlingsmisere beim Namen zu nennen, die drohenden Umweltkatastrophen nicht zu verdrängen. Einen „Pfaffensegen“ – von dem Heine kritisch schreibt – gibt es heute nicht mehr für postfaktische Vertröstungen, sondern einen kirchlichen Segen für Flüchtlings- und Sozialinitiativen, für Klimaschutzmaßnahmen und Friedensbemühungen.

Lange vor Heine hat der Autor der Apostelgeschichte mit der Himmelfahrtslegende die jesuanische Grundbotschaft als Vermächtnis festgeschrieben. „Schaut nicht hinauf …“, gibt Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern als letzte Worte mit auf den Weg, bevor er ihren Blicken entschwindet. Schaut euch in die Augen, ganz tief, um die Freude oder den Schmerz der anderen erfahren zu können. Schaut auf jene, von denen Bert Brecht in der „Dreigroschenoper“ schreibt, „die im Dunkeln sieht man nicht“. Der österliche Blick sieht sie sehr wohl: die gut integrierten Flüchtlinge, die auch aus unserem Land in kriegführende Länder wie Afghanistan oder den Irak abgeschoben werden; die Wohlstandsverlierer, deren Sozialleistungen gekürzt werden – anstatt dort zu nehmen, wo Reichtümer angehäuft werden. Heinrich Heine, Bert Brecht und Jesus von Nazareth, sie eint das Bemühen um ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens.

Dafür hat Jesus gekämpft, dafür ist er gestorben. Nicht weniger erwartet er von seinen Kirchen heute. Daher beten wir noch vor jeder Erwähnung des Himmels: „Dein Reich komme!“ Papst Franziskus hat keine Angst vor einer Kirche, die „verbeult“ ist, weil sie auf die Straßen dieser Welt hinausgegangen ist. Der Himmelfahrtstag bewahrt uns vor einer Genickstarre und lässt uns lustvoll und mit Freude, engagiert und mit Wut im Bauch auf diese Welt blicken. Die ökumenische Initiative „Christlich geht anders!“ bringt diese Botschaft auf den Punkt. Eine andere Welt ist möglich, eine himmlische Welt, hier unten.

Klaus Heidegger ist Religionslehrer am privaten Gymnasium in Volders und Vorsitzender der Katholischen Aktion der Diözese Innsbruck

Dieser Artikel erschien am 25.5.2017 in der Tiroler Tageszeitung.

klausheidegger.blogspot.com/

Markus Blümel: Solidarische Antworten zur gesellschaftlichen Polarisierung

Markus Blümel fordert die soziale Erneuerung der Herzen, des Denkens und der Politik

Katholische, evangelische und orthodoxe ChristInnen in Österreich haben unter dem Titel „Christlich geht anders. Solidarische Antworten auf die soziale Frage“ gemeinsam Stellung bezogen, insbesondere zur gesellschaftlichen Polarisierung und zu den bedrückendsten Problemen unserer Zeit, wie wachsende soziale Ungleichheit, steigende Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung, wachsende Armut und die Not geflüchteter Menschen.

Der Hintergrund: Besonders die neoliberale Politik der letzten Jahrzehnte hat einen Prozess in Gang gesetzt, der steigenden Reichtum einer kleinen Oberschicht und zunehmende Armut wie auch Unsicherheit in einem wachsenden Teil der Bevölkerung erzeugt. Er ruft Hoffnungslosigkeit und Wut hervor, gerade auch bei immer mehr Menschen, die sich um ihre Chancen und die ihrer Kinder gebracht fühlen und – oft auch zu Recht – finden, dass sie „zu kurz kommen“. Politische Parteien und Bewegungen des rechten bzw. rechtsextremen Spektrums sind im Vormarsch, welche diese Gefühle gezielt ansprechen und verstärken sowie Angst und Wut auf „Sündenböcke“ lenken: auf „die“ Flüchtlinge oder „die“ Muslime. Auch innerhalb anderer Parteien werden jene Kräfte stärker, welche die Lösung in der Anpassung an rechtsautoritäre Einstellungen und Praktiken suchen. Auf dem Spiel steht nichts weniger als der menschenrechtliche Grundkonsens (gleichzeitig ein zentraler christlicher Wert): Alle Menschen haben die gleiche Würde.

Missbrauch des Christlichen

Indes haben die letzten Wahlkämpfe gezeigt, dass christliche Werte und Symbole immer wieder für Parteipolitik missbraucht werden: Aus der christlichen Nächstenliebe werden gegenteilige Botschaften. Der Begriff „Christliches Abendland“ transportiert eine ablehnende Haltung gegenüber Muslimen. Aktuell nährt etwa der österreichische Außenminister alte Ressentiments gegenüber „den“ Türken, so sprach er jüngst im Radio von türkischen BürgerInnen als „Kulturfremden“, und streicht gleichzeitig in der Öffentlichkeit sein Christsein hervor. Verteidigungsminister Doskozil wiederum spricht in einer Nachrichtensendung nicht mehr von Flüchtlingen, also von Menschen und ihrer Not, sondern durchgängig nur mehr von „Zahlen“.

Polemik gegen die Schwachen

Die Verrohung der Sprache, verstärkte Konzentration auf nationale Sicherheitspolitik, auf Abschottung gegenüber den Menschen aus den Ländern des Südens, die Kürzung sozialstaatlicher Leistungen für arme und schutzbedürftige Menschen gehen einher mit einem sich aufheizenden Klima der Konkurrenz, der (gruppenspezifischen) Menschenfeindlichkeit und einer an (angeblichen!) „Sachzwängen“ ausgerichteten Politik. Wer in dieser Welt „nichts leistet“, „nichts eingezahlt“ hat, wer „unproduktiv“ ist, wird systematisch herabgewürdigt. In Politik gegossen bedeutet das die Kürzung der Mindestsicherung, „Null-Euro“-Jobs etc. Mit existenziellen Folgen nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für andere betroffene Gruppen wie etwa Menschen mit Behinderungen – angeblich, weil das die Gerechtigkeit so fordert. In Wirklichkeit werden Menschen und ihre Existenzen geopfert.

Der Initiative „Christlich geht anders. Solidarische Antworten auf die soziale Frage“ geht es darum, den „sozialen Grundwasserspiegel“ zu heben. Im Entstehen ist eine soziale Bewegung, die aus den christlichen Kirchen kommt, aber darüber hinausgehen soll, und deren Anliegen die soziale Erneuerung der Herzen, des Denkens und auch der Politik ist. Dies wird nicht friktionsfrei ablaufen. Ablenkungs- und Täuschungsmanöver von Seiten politischer Akteure werden die Auseinandersetzungen der nächsten Jahre bestimmen: zentrale humanitäre und christliche Werte werden im Wort geführt, faktisch laufend ausgehöhlt werden. Die „MacherInnen“ sitzen in den verschiedensten politischen Parteien, genauso wie es auch Verbündete quer durch die Parteien gibt. Auseinandersetzungen, wie jene um die Kürzung der Mindestsicherung, werden uns zunehmend beschäftigen.

Bündnis für mehr Gerechtigkeit

Gefragt ist eine wachsendes Bündnis engagierter BürgerInnen – gerade auch von ChristInnen – die auf solidarische Lösungen, einen aktiven Sozialstaat, gerechte Steuerpolitik und damit auf echte Lösungen für die soziale Frage von heute pochen, die Aufklärungsarbeit leisten und mit Entschiedenheit auf rote Linien im politischen Gespräch und in den politischen Entscheidungen aufmerksam machen.
Auch wenn nicht alle Lösungen schon zur Hand sind: es braucht den Dialog und den Willen, gemeinsam danach zu streben, dass ein gutes Leben für alle Realität wird. An den Voraussetzungen mangelt es nicht – allein in Österreich wird jährlich mehr gesellschaftlicher Reichtum erzeugt und vererbt als je zuvor.
Jetzt sind viele MutmacherInnen und WandlerInnen gefragt, die Teil dieser Initiative werden, beginnend an der Basis: u.a. in den (Pfarr-)Gemeinden, Dekanaten, in den zahlreichen (sozialen) Initiativen.

Markus Blümel, Politischer Erwachsenenbildner, Solidarökonom und Öffentlichkeitsarbeiter der ksoe; markus.bluemel@ksoe.at

Regina Polak: Frauen sind „Treiberinnen“ einer solidarischen Weltordnung

Feier in der Salzburger Basilika Maria Plain. Festrednerin Polak: Frauen sind „Treiberinnen“ einer solidarischen Weltordnung

Salzburg, 13.05.2017 (KAP) Mit einem Gottesdienst und einem Festakt in der Salzburger Basilika Maria Plain feierte die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) am Freitag ihr 70-jähriges Bestehen. „Mystik und Widerstand“ postulierte die Pastoraltheologin Regina Polak in ihrer Festrede vor rund 200 Festgästen aus Politik, Kirchen und Frauenverbänden angesichts aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen und eines wachsenden Autoritarismus als „Aufgabe der Stunde“. Frauen seien „Treiberinnen“ einer solidarischen Weltordnung. „Mischen wir uns immer nachdrücklicher ein, in einer Zeit, in der Armut und Ausgrenzung die Welt und Europa entzweien, Rechtspopulisten Auftrieb erhalten und Frauen einmal mehr betroffen sind, wenn sich Ängste und Hass Ventile suchen“, erklärte auch kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner, die aktuelle Spitzenvertreterin der mit 150.000 Mitgliedern größten Laienorganisation des Landes.

Das Engagement der Frauenbewegung erfolge „aus der Überzeugung unseres Glaubens heraus, dass uns das Reich Gottes, dieses andere Modell des Miteinanders von Menschen in sozialer Gerechtigkeit, zugesagt ist“, hob Pernsteiner im Beisein prominenter Gratulanten, unter ihnen die Bischöfe Franz Lackner, Wilhelm Krautwaschl und Maximilian Aichern, die Präsidentin der Katholischen Aktion, Gerda Schaffelhofer oder die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Sr. Beatrix Mayrhofer, hervor. Diesem Gedanken sei auch das Motto des Festes „Frauen.Leben.Stärken“ verpflichtet, zum dem die Katholische Frauenbewegung in den kommenden beiden Jahren schwerpunktmäßig arbeiten werde, sagte Pernsteiner.

Die kfbö-Vorsitzende nannte in ihrer Rede unter anderen die evangelische Theologin Dorothee Sölle als eine der „Begleiterinnen, Mutmacherinnen, Herausfordererinnen“ der Frauenbewegung. „‚Da kann man nichts machen, ist ein gottloser Satz“, zitierte Pernsteiner Sölle: „So klein und kompakt hat Dorothee Söllle die große Erkenntnis von der Verquickung von Mystik und Politik verpackt.“ Frauen, die im Alltag aus dem Glauben an das Reich Gottes lebten, „Flüchtlinge begleiten oder vor einem Landtag gegen Demokratieabbau und rechtes Gedankengut auftreten“, gehörten ebenso dazu, wie die Heilige Katharina von Siena, die die Katholische Frauenbewegung 2014 zur Patronin und Wegbegleiterin erwählt hat – eine Frau, die, so Pernsteiner, „geradezu dazu befähigt, sich angstfreier und nicht korrumpierbar einzumischen in die Verhältnisse, wie sie sind“.

Spiritualität wird politisch
Festrednerin Polak nahm das „weltweite Erstarken autoritärer, aggressiver, hegemonialer, patriarchal formatierter Macht“ in den Blick. Dieses fordere zu Widerstand politischer Einmischung auf Basis einer christlichen Sozialethik heraus. „Ich wünsche der Katholischen Frauenbewegung den Mut, ihren Weg in diesem Sinne weiterzugehen, aus einer christlichen Spiritualität heraus, die Beziehung meint“, sagte die an der Universität Wien lehrende Theologin. Spiritualität als „eine Art Liebe“ werde politisch, wenn sie Menschen versöhne, Formen und Strukturen von Fremdherrschaft und Unterdrückung, Heuchelei und Lüge aufdecke, Narzissmen, Selbstzufriedenheit und Abgeschlossenheit unterbreche.

Frauen hätten sich angesichts eines weltweit wachsenden Autoritarismus auf Ebene der Zivilgesellschaft als „Treiberinnen“ einer neuen, sozial gerechten Weltordnung in biblischem Sinne bewiesen, betonte Polak; sie spielten eine „Schlüsselrolle“, wo es um alternative Lebensstile, neue Ökonomien, neue politische Ordnungssysteme im Sinne sozialer Gerechtigkeit gehe.

Christliche Spiritualität, die darauf ziele, sich für gesellschaftliche Rahmenbedingungen einzusetzen, in denen die Würde des Menschen geachtet und Menschen nicht bloß als „Humanfaktoren im Wirtschafts-, Freizeit- und Konsumgetriebe“ verstanden würden, sowie die politische Teilhabe aller voranzutreiben, sei „das Gegengift“ gegen Versuchungen, die aktuellen Probleme mit autoritärer Gewalt zu lösen, hob Polak hervor. Die Katholische Frauenbewegung habe „jede Menge Erfahrung“ mit dieser Spiritualität: „Mit dem Engagement gegen Gewalt gegen Frauen und für ihre Gleichbehandlung in Kirche und Gesellschaft, für gleichen Lohn für gleiche Arbeit, eine geschlechtergerechte Arbeitsmarkt- und Budgetpolitik sowie Verteilungsgerechtigkeit im nationalen wie globalen Kontext, mit dem Praktizieren von Frauenliturgien, Spiritualitäts- und Gebetsformen, in denen auch die Welt Thema ist, ihrem Einsatz für die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern“, sagte sie.

Helm: „Ihr seid Apostelinnen“
„Ihr seid Apostelinnen“, ermutigte Festprediger P. Franz Helm, geistlicher Assistent der kfbö und Generalsekretär der Superiorenkonferenz, die versammelten Frauen: „Ihr seid lebendige Steine im Bau der Kirche, gebaut auf dem Fundament der Apostel und Apostelinnen.“ Auch weiterhin gelte es für die kfb-Frauen, einzutreten für „Inklusion, Gleichberechtigung und Solidarität mit den Ausgegrenzten“, für Partizipation und Vernetzung mit Gleichgesinnten in der Gesellschaft. „Ohne das Engagement der kfb-Frauen wäre das Wirken der Kirche als Werkzeug zur Verwirklichung des Reiches Gottes defizitär“, sagte Helm.

Der in der Österreichischen Bischofskonferenz als Referatsbischof für die Katholische Aktion verantwortliche Grazer Bischof Krautwaschl, forderte in seiner Grußbotschaft die kfbö dazu auf, im Sinne einer „ecclesia semper reformanda“ in Bewegung zu bleiben: „Bleibt dabei, Euch zu ändern“, appellierte er, „macht Euch auf – gehen wir miteinander.“

„Frauen können Gesellschaft verändern“
„Wir Frauen sind Schwestern – mit oder ohne Schleier oder Kopftuch. Gemeinsam tragen wir Verantwortung füreinander, für Kirche und Gesellschaft“, erklärte Frauenordens-Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer beim Festakt. „Wir sind eine starke Stimme“, ermutigte sie: „Frauen können Gesellschaft verändern.“

Eine weitere Grußbotschaft kam von Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner. Sie dankte der Katholischen Frauenbewegung „für ihren unermüdlichen Einsatz, Frauen in Österreich und der ganzen Welt eine starke Stimme zu geben“. Sich mit den Nöten von Menschen zu konfrontieren führe dazu, „dass man nicht zögert: man kämpft“, sagte Sabine Slawik vom Katholischen Deutschen Frauenbunds und der Europäischen Allianz Katholischer Frauenverbände „Andante“.

Zum Kreis der Festgäste zählten auch die ehemaligen Vorsitzenden der Katholischen Frauenbewegung Ingrid Klein, Margit Hauft und Barbara Haas. In einem Video in der kfbö-Reihe „angefragt“ berichten sie gemeinsam mit der gegenwärtigen Vorsitzenden über wesentliche „Augenblicke“ ihrer Amtszeit, geben „Rückblicke und Ausblicke“ (https://www.youtube.com/watch?v=9PDHX3X1UZs). Als „Markstein“ ihrer Zeit bezeichnet Ingrid Klein den Frauenkongress 1993. Die kfbö habe damals Leitlinien formuliert, die „einen Wandel der Frauenbewegung“ ausdrückten „hin zu einer Frauenbewegung, die ins Ende des 20. Jahrhunderts gepasst hat“. Sowohl Klein als auch Hauft erinnern sich in dem Video an die Widerständigkeit, die es gebraucht hat, Misstrauen der „Amtskirche“ entgegenzutreten: „So hat man mir etwa nahegelegt, zu einer anderen Glaubensgemeinschaft zu wechseln“, erinnert sich Hauft, die vom Jahr 2000 bis 2012 Vorsitzende der Frauenbewegung war. Die wachsende Herausforderung, Ehrenamt und Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen, thematisiert Barbara Haas (2012-2015), die die kfb-Frauen aufruft, „weiterhin laut den Mund aufzumachen“ und „immer Stellung zu beziehen, so schwierig das ist“.

Bischof Manfred Scheuer: Arbeit so gestalten, dass man gesund bleibt

Linzer Diözesanbischof kritisiert Trend zu Digitalisierung und „Industrie 4.0“ für Vernichtung von Arbeitsplätzen

Grundsätze für „gute Arbeit“ hat der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer am Dienstag als Gastredner vor der oberösterreichischen Arbeiterkammer skizziert. Gute Arbeit sei untrennbar verbunden mit Respekt, Anerkennung, Wertschätzung und Recht auf Mitbestimmung und sei eine „wichtige Voraussetzung für seelisches Wohlbefinden“, sagte der Bischof bei der Vollversammlung in Linz. Arbeit müsse jedoch so gestaltet werden, dass sie nicht krank mache, sondern dass vielmehr die Gesundheit erhalten bleibe.

Die Arbeit sei ein „Platzanweiser in der Gesellschaft“, da sie Sinn im Leben stifte und den Menschen einen „Rahmen“ gebe, erklärte Scheuer. Soziale Kontakte würden am Arbeitsplatz geknüpft und gepflegt, zudem dürfe man auch das Gefühl, gebraucht zu werden, nicht unterschätzen. Andererseits könnten aber belastende Arbeitsbedingungen wie ständiger Leistungsdruck und Schichtarbeit, Unsicherheit des Arbeitsplatzes, andauernde Überlastung, aber auch Unterforderung mit zu einer psychischen Erkrankung von Menschen beitragen.

Besondere Kritik äußerte der Bischof an jüngsten Entwicklungen, die unter den Schlagwörtern „Digitalisierung“ oder „Industrie 4.0“ zusammengefasst werden. Zunehmend würden Verkäuferinnen im Handel wegrationalisiert und durch Selbstbedienung und Expresskassen ersetzt. Das Online-Banking führe zu einem Stellenabbau bei Bankmitarbeitern, und immer mehr und immer qualifiziertere Jobs würden von Robotern, Datenverarbeitungsprogrammen und Smartphone-Apps übernommen. „Bringt die technische Revolution Wohlstand für alle und gesteigerte Produktivität – oder geht uns die Arbeit aus, verschwinden ganze Berufszweige, ohne dass genügend neue Jobmöglichkeiten geschaffen werden?“, hinterfragte Scheuer.

Die Wirtschaft gelte es nachhaltig zu gestalten, mit dem Blick auf die kommenden Generationen als Aufgabe und Ziel, betonte der Linzer Bischof. „Es geht um das Gleichgewicht von monetären, sozialen und ökologischen Zielen. Die heutigen Ansprüche müssen erfüllt werden, ohne die Möglichkeiten der künftigen Generationen negativ zu beeinflussen.“ Bei jedem Handeln solle man „mit gutem Gewissen den Enkeln in die Augen schauen können“, was einen guten Umgang mit Rohstoffen, zwischen den Generationen und auch mit den Sozialsystemen erfordere. Die Sozialpartnerschaft – bei zur gemeinsamen Bewältigung der Herausforderungen Verbindendes über Trennendes gestellt werde – könne dabei auch künftig den wirtschaftlichen Erfolg und sozialen Frieden in Österreich sichern.

Quelle: kathpress

Was heißt da „Genderwahn“?

Ein Interview mit Michaela Moser, Theologin, promovierte Philosophin und Professorin am Ilse Arlt Institut für soziale Inklusionsforschung, Fachhochschule St. Pölten, im Rahmen von „angefragt“, der neuen Gesprächsreihe der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Copyright Katholische Frauenbewegung.

Rassismus ist keine politische Option

Die Wiener Theologin Regina Polak appelliert in Gespräch mit der Katholischen Frauenbewegung Österreichs an Kirchenleitung, Verbreitung und Anwendung einer politischen Praxis im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils zu fördern.

Caritas fordert leistbaren Wohnraum

Immer mehr Menschen könnten sich in Österreich das Wohnen nicht mehr leisten. Allein in Wien haben sich im Vorjahr 5921 Menschen an die Caritas gewandt, weil sie hier Probleme hatten. Klaus Schwertner, der Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien richtet daher an alle Wiener Wohnungsbesitzer, Immobilienunternehmen oder Genossenschaften einen Appell. „Für sehr viele dieser Menschen – jung und alt – ist das Thema Wohnen zu einer existenziellen Frage geworden. Und sie alle warten vergeblich auf jene Mietrechtsreform, die ihnen von der Bundesregierung bereits im Jahr 2013 versprochen wurde.“

http://religion.orf.at/stories/2835309/

 

Präsentation „Christlich geht anders“

Vor kurzem hat sich ein breites kirchliches Bündnis gebildet, das eine „andere“ christliche Politik einfordert: Bei der Initiative „Christlich geht anders“ geht es um „solidarische Antworten auf die soziale Frage“. Das Kurzvideo zum Start der Kampagne gibt es hier.

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