Wer ist dabei?

Ulrich Wanderer: Christlich geht anders, weil …

… „denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen“

Geht es denn deutlicher?

 Wie kann man die Tätigkeit der VinziWerke besserbeschreiben, als mit den Worten Jesu, wie sie im Matthäusevangelium festgehalten sind? Wir haben die unglaubliche Möglichkeit dem Herrn selber zu helfen, ihm Speis und Trank und Heimat zu bieten. Stünde der Heiland in einer Form vor uns, die wir aus Kirchenbildern kennen, wäre die Entscheidung, ihm mit Speis und Trank zu helfen wohl einfach, so müssen wir ihn durch die Kleidung und die Augen unseres Gegenübers erkennen. Aber.., es ist einfach, wenn wir uns nicht auf die Bilder der Maler, sondern auf das Wort selber konzentrieren. Der Dienst an den Armen und Ärmsten ist Gottesdienst in der reinsten und auch einfachsten Form.

Die Vinzenzgemeinschaften haben sich zum Ziel gesetzt, gerade jenen Unterstützung und Halt zu bieten, die Jesus als sein Abbild bezeichnete, die Ärmsten und „Geringsten“ unserer Gesellschaft. Ihnen zu helfen ist nicht nur Wesensaufgabe eines aktiven Sozialstaates, sondern auch Kennzeichen eines lebendigen Christentums.

So geht christlich, nicht anders.

Darüber hinaus gestatten Sie mir ein persönliches Statement: Manchmal in den letzten Jahren begann ich schon an der Gesellschaft zu zweifeln, zu vieles lief anders, als ich es mir gewünscht hätte. Jetzt, da ich den Menschen von der Möglichkeit erzähle, sich bei einer guten Sache einzubringen, werde ich richtiggehend bestürmt. Ich darf erleben, wie gerne die Menschen helfen wollen, darf das Gute in den Mitmenschen erleben. Was für ein großartiges Gefühl! Danke Euch dafür!

Mag. Ulrich Wanderer, Obmann der Vinzenzgemeinschaft zum Hl. Lazarus

Die Vinzenzgemeinschaft zum Hl. Lazarus betreibt das VinziDorf Wien, in Hetzendorf, in welchem  24 obdachlose Männer in Würde eine dauerhafte Heimat finden.

Hans Riedler: Christlich geht anders, weil …

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… die Mindestsicherung neu schon wieder in die falsche Richtung geht.

Die Bundesregierung plant, die Mindestsicherung für ganz Österreich zu vereinheitlichen – das ist unterstützungswürdig. Zwei der bisher bekannt gewordene Details sind jedoch entschieden abzulehnen und würden sicher wieder von den Höchstgerichten aufgehoben:

Eine fünfjährige Wartefrist für EU-Bürger und sonstige Drittstaatsangehörige einzuführen „geht am Zweck der Mindestsicherung vorbei“, wie der Verfassungsrechtler Bernd-Christian Funk meiner Überzeugung nach zu Recht feststellt. Wovon sollen diese Menschen während dieser fünf Jahre leben? Sollen sie kriminell werden?

Wer nicht über entsprechende Deutsch- oder Englischkenntnisse verfügt, soll 300 Euro weniger bekommen. Das betrifft laut einer Studie auch viele Österreicher und Österreicherinnen. Um besser Deutsch und/oder Englisch zu sprechen, da sind wohl andere Maßnahmen menschlicher und zielführender.

Bei den Ärmsten der Armen zu sparen fällt unserer Regierung sehr leicht. Wann endlich tragen die Vermögenden und Konzerne mit ihren Milliarden entsprechend dazu bei, unser Budget für Bildung, Soziales, Gesundheit, Integrationsmaßnahmen usw. zu sichern?

Hans Riedler
4040 Linz, Hofmannstrasse 10

27.11.2018

Stephanie Schebesch-Ruf: Christlich geht anders, weil …

… Kinderarmut einschränkt, ausgrenzt und uns alle angeht.

Jedes fünfte Kind bzw. jeder fünfte Jugendliche in Österreich ist armuts- bzw. ausgrenzungsgefährdet.

Was wir im Moment erleben, ist ein Land, das umgebaut wird auf Kosten von Frauen, MigrantInnen und derer, die keine dicke Brieftasche haben. Das deckt sich weder mit der christlichen Haltung der Katholischen Jungschar, sich für die Anliegen der Menschen am Rand der Gesellschaft einzusetzen, noch mit unserer gesellschaftspolitischen Arbeit zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention.

Das soziale Klima in Österreich wird rauer und trifft die Ärmsten unserer Gesellschaft. Kinder sind in diesem Kontext unmittelbar mit ihren Eltern mitbetroffen. Diese Unterversorgung hat langfristige Folgen, denn Kinderarmut beeinträchtigt die weiteren Lebenschancen von Kindern. Besonders gefährdet sind Heranwachsende in Ein-Eltern-Haushalten, Mehr-Kind-Familien, Familien mit Migrationshintergrund und geringen Bildungsabschlüssen; ebenso in Familien ohne bzw. mit geringem Erwerbseinkommen (working poor) sowie in Familien mit besonderen Belastungen wie etwa Krankheit oder Pflege eines Familienmitglieds.

Sachorientierte Politik braucht empirische Grundlagen. Bei den Kosten, die Familien für ihre Kinder aufwenden müssen, fehlen diese. Zwar gibt es die Regelbedarfssätze, die für Kinder je nach Altersstufe einen bestimmten Bedarf festlegen. Diese Werte gehen aber auf eine Erhebung im Jahr 1964 zurück, wo der Warenkorb noch ein völlig anderer war.

Die Katholische Jungschar fordert eine den aktuellen Kinderkosten angepasste Kindergrundsicherung für alle Kinder in Österreich. Diese würde Kinderarmut massiv reduzieren und damit auch die Chancen auf Bildung und gesellschaftliche Teilhabe von Kindern erhöhen.

Armut bedeutet im Leben von Kindern viele Einschränkungen, nicht nur im materiellen Sinne. Sie wirkt sich auf Bereiche wie Bildung, Gesundheit, Wohnen und soziale Teilhabe aus.

Umso wichtiger ist es, dass die Politik bei der Lebenssituation der Betroffenen ansetzt und die Rahmenbedingungen wie Kinderbetreuung, Bildungseinrichtungen, Gesundheitsversorgung und soziale Sicherheit verbessert, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe oder Religion.

Stephanie Schebesch-Ruf
Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar Österreich

Judith Pühringer: Christlich geht anders, weil …

… wir Arbeit neu diskutieren, neu bewerten und neu verteilen müssen.

Die Arbeitswelt ist im Umbruch. Das Versprechen, dass es Arbeit für alle gibt, die arbeiten wollen, hält längst nicht mehr. Immer mehr Menschen werden vom Arbeitsmarkt und damit von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen: Ältere Personen ebenso wie Menschen mit gesundheitlichen Schwierigkeiten oder Frauen und Männer mit Migrationshintergrund.

 Achtung, Anerkennung und Würde sind nötig, um die gegenwärtigen und künftigen sozialen Herausforderungen als Staat und Gesellschaft gut und solidarisch zu meistern. Doch diese Begriffe sind in der derzeitigen sozialpolitischen Debatte keine zentralen Werte. Im Gegenteil: Achtung, Anerkennung und Würde werden mit Füssen getreten, indem etwa langzeitarbeitslose Menschen und Mindestsicherungs-Bezieherinnen beschämt werden und an ihren Hoffnungen und Perspektiven gekürzt wird. Das zeigt sich an der abgeschafften Aktion 20.000 für langzeitarbeitslose, ältere Menschen ebenso wie an der nun im Raum stehenden Streichung der Notstandshilfe, die bis zu 160.000 Menschen in Armut stürzen könnte.

Gerechtigkeit besteht dann, wenn ein gutes Leben für alle möglich ist.  Dazu gehört auch die Möglichkeit, das eigene Leben zu gestalten. Die zentrale Frage ist, ob benachteiligte Menschen gesehen und ernst genommen, oder, wie das leider derzeit oft der Fall ist, gegeneinander ausgespielt werden. Wir haben in Österreich ein gutes soziales Netz, auf das wir zu Recht stolz sein können und das es zu stärken und zu schützen gilt. Machen wir uns gemeinsam dafür stark, etwa über die Initiative www.wir-gemeinsam.at

Als großer Hebel der Veränderung kann eine Neudefinition von Arbeit wirken: Arbeit ist viel mehr als Erwerbsarbeit. Wer Kinder großgezogen oder Eltern gepflegt hat, wer sich ehrenamtlich für ein soziales oder politisches Anliegen engagiert oder auch sich selbst fortbildet, der weiß, dass das ebenso Arbeit ist. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg, Arbeit neu zu bewerten und neu zu verteilen. Als unerlässlichen Beitrag für eine zukunftsweisende Politik und ein solidarisches Miteinander.

Judith Pühringer
Arbeitsmarktexpertin der Armutskonferenz und Geschäftsführerin von arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich
www.arbeitplus.at

Martin Obermeir-Siegrist: Christlich geht anders, weil …

… nicht die Herkunft eines Menschen zählt, sondern „der Glaube, der durch die Liebe tätig ist“ (Galater 5,6).

Der Glaube, den uns Jesus Christus vorgelebt hat, ist im Kern Vertrauen auf Gott und Hinwendung zu unseren Mitmenschen. Wer von Gottes Liebe ergriffen wird, wer fest darauf vertraut: „Ich bin von Gott geliebt. Gott sorgt für mich. Gott vergibt Schuld, die ich auf mich geladen habe und schenkt neue Anfänge“, wird sich ganz selbstverständlich anderen Menschen zuwenden. Denn wenn Gott für mich sorgt, brauche ich keine Angst mehr zu haben, ich könnte zu kurz kommen. Ich brauche nicht mehr ängstlich auf meinen eigenen Bauch schauen, sondern kann den Kopf heben und wahrnehmen, wer um mich herum steht und geht, lacht und weint.

So bin ich frei, mit den Menschen zu gehen und zu tragen, zu lachen und zu trösten. Die Geborgenheit und Freiheit, die Gott mir schenkt, die wünsche ich allen Menschen – egal woher sie kommen, egal was sie getan haben, oder noch tun werden. Was in meiner Macht steht, will ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen gut leben können.

Dazu gehört es auch, für die Menschen einzutreten, auf die ständig hingetreten wird. Das Schlechtmachen anderer Menschen und Politik, die wenigen Reichen nützt, aber der Mehrheit der Menschen und Gottes ganzer Schöpfung schadet, kann ich niemals widerstandslos hinnehmen.
Wie Jesus es gelehrt hat, kämpfe ich ausschließlich mit gewaltlosen Mitteln. Diese werden immer noch unterschätzt, obwohl mit ihnen zahllose positive gesellschaftliche Entwicklungen erkämpft wurden (z.B. Ende der legalen Sklaverei, Beseitigung von rassistischen Gesetzen, bessere Lebensbedingungen der Arbeiterschaft, Sturz von totalitären Regimen).

Ich bete darum, dass Gott uns Kreativität, Entschlossenheit und Mut schenkt, für Gerechtigkeit zu kämpfen. Damit unser Glaube, der durch die Liebe tätig ist, dieser Welt Frieden bringt.

Martin Obermeir-Siegrist
Pastor
Evangelisch-methodistische Kirche

Simon Ebner: Christlich geht anders, weil …

…christlicher Glaube Hoffnung und Zuversicht ausstrahlt.

Politik, die auf einem christlichen Fundament begründet ist, hat eine positive Botschaft.

Sie stellt das Wohl des Menschen als Abbild Gottes und die Bewahrung der Schöpfung in den Mittelpunkt.
Sie ist nicht naiv oder weltfremd.

Sie nennt Probleme beim Namen, auch wenn es sich dabei um unangenehme Wahrheiten handelt.
Sie hetzt nicht, sie spaltet nicht, sie würdigt andere Menschen nicht herab.
Sie ist anstrengend.

Mag. Simon Ebner
Generalsekretär
Katholische Aktion Salzburg

Hans Peter Hurka: Christlich geht anders, weil …

Anerkennung und Achtung der gleichen Würde aller Menschen, Hilfe denen, die Hilfe brauchen zu gewähren, ehrlich und offen allen Menschen zu begegnen, gerechter Lohn und faire Preise sowie ein gemeinschaftsfördernder Umgang mit Eigentum gehören zum Kern der christlichen Botschaft.

Dementsprechend verhindert eine christlich geprägte Gemeinschaft Entsolidarisierung, Ausbeutung von Mensch und Natur, Diskriminierung oder Leistungsprämissen, die menschliches Leben schädigen und Hilfe erst nach vorangehender Leistung gewähren. Anhäufen von Eigentum für ausschließlich eigene Interessen, Sparen auf Kosten anderer stehen dem Prinzip des Teilens im Wege. Wer diejenigen abweist die hilfesuchend bitten schädigt nicht nur diese, sondern die ganze Gemeinschaft.

Glück und Heil sind nur im wohlwollenden vertrauensvollen Miteinander und nicht im übertrumpfenden, ruinösen Wettbewerb zu erreichen.

So gut wie alle Religionen kennen die „goldene Regel“. In der Feldrede schreibt Lukas: „Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen.“ (Lk 6,31) Auch im Islam gilt: „Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen!“

Es ist jene Form der Wahrheit, aus der Gottes Weisheit und Wille spricht. „Leben und leben lassen“ ist dafür nicht nur eine kurz gefasste Volksweisheit, sondern hat sich auch als gute, praktische Richtschnur bewährt.

Trotzdem erleben wir: Nachbarn kennen einander nicht, geflüchtete Menschen werden als Bedrohung erlebt, die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes nimmt zu. Der Druck am Arbeitsplatz steigt, die Kosten für den Lebensunterhalt oder für die eigene Krankheitsbehandlungen ebenso. Reaktionen darauf sind, dass viele das zusammenhalten versuchen was sie haben, um für Veränderungen gewappnet zu sein. Solche Individuallösungen haben aber wenig Chancen die befürchtete Not abzuwenden.

„Christlich geht anders“! Wer dem Beispiel Jesu folgt ist offen für alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, sozialer Stellung oder Religionszugehörigkeit. Wer mehr hat gibt dem der es braucht, individuell und gesellschaftlich. Neiddebatten, unbedingtes Streben nach dem eigenen Vorteil, Ausnützen der Allgemeinheit, gegenseitiges Aufrechnen, herabwürdigende Äußerungen oder Handlungen etc. dürfen keinen Platz finden. Dafür sind alle Christinnen und Christen in unserem Land verantwortlich.

Niemand hat das Recht, einem anderen Menschen Lebenschancen vorzuenthalten. Was ich bin, habe oder kann ist nicht nur meine eigene Leistung, sondern auch das Ergebnis aus dem Wohlwollen meiner Mitmenschen. Deshalb habe ich es so einzusetzen, damit andere Menschen in Gerechtigkeit, Frieden und mit Freude leben können. Gerade angesichts der neuen Bundesregierung und in Zeiten, wo viele sich selbst oder „ihr“ Land zuerst gereiht sehen wollen ist mit großer Aufmerksamkeit darauf zu achten, dass unsere Demokratie weiterentwickelt und nicht ausgehöhlt wird, Sozialleistungen den Schwächeren ausreichend zur Verfügung gestellt und nicht nur generell gekürzt werden, und die Wohlhabenderen mit jenen teilen, die zu wenig haben um menschenwürdig mit uns zu leben.

Jeder Einzelne und jede Gemeinschaft, sei sie kirchlich, kommunal, regional, bundesweit oder weltweit kann nur gewinnen, wenn sie sich daran orientieren. Rezepte gibt es, umgesetzt müssen sie werden!

Hans Peter Hurka
Sprecher des Netzwerks: zeitgemäß glauben
www.zeitgemaess-glauben.at

Lisa Sterzinger: Christlich geht anders, weil …

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… es für eine Regierung erste Priorität sein sollte, Menschenrechtsverträge umzusetzen, die Vorrang gegenüber Freihandels- und Finanzverträgen haben sollten!

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ heißt es schon in der Präambel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte und im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Menschenrechte wurde die Allgemeine Erklärung, die heuer ihren 70. Geburtstag feiert, konkretisiert. Im Artikel 11 des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte wurde das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard für jederman/jedefrau verbrieft. Österreich hat diesen 1978 – also vor 40 Jahren – ratifiziert.

1993, vor 25 Jahren fand in Wien die UN Weltmenschenrechtskonferenz statt. In der Wiener Erklärung einigte sich die Staatengemeinschaft darauf, dass die Menschenrechte unteilbar und universell gültig sind. Das bedeutet, dass alle Menschenrechte gleich wichtig sind, weil sie sich in ihrer Umsetzung gegenseitig bedingen. Menschenrechtsverletzungen können nicht mit kulturellen Traditionen gerechtfertigt werden. Konkret verständlich wird die Unteilbarkeit, wenn man bedenkt, dass jemand der im dauernden Existenzkampf steht, sich kaum politisch beteiligen kann. Auch Bei Zwangsehe und weiblicher Genitalbeschneidung handelt es sich um Menschenrechtsverletzungen, auch wenn diese – mit dem Argument der Tradition – in manchen Kulturen noch immer verbreitet sind.

Gedenkjahr 2018

Auch diese Anlässe sollen im heurigen Gedenkjahr bedacht werden: Menschenrechtsverträge als Einigungen der Staatengemeinschaft im Sinne von humanitären Werten, die in die Sprache von Recht und Politik übersetzt wurden. Die Wiederholung der Gräuel des Weltkriegs sollte verhindert werden! Unter Einbeziehung von Regierungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen aus allen Kulturen wurden sie für die aktuellen Problemstellungen kontinuierlich weiterentwickelt.

Die Weltkonferenz 1993 erzeugte die Hoffnung, dass die Systemkonkurrenz überwunden werden und die großen globalen Herausforderungen von Armut, Klimawandel, Migration, und Diskriminierung gemeinsam bewältigt werden könnten.

Soziale Gerechtigkeit und Frauenrechte entstehen durch politische Programme und Gesetze, in denen Menschenrechte umgesetzt werden. Genau diesen Menschenrechtsansatz fordern wir in der Politik! Es braucht einen Paradigmenwechsel, der das Wohl der Menschen und die Bewahrung natürlicher Grundlagen in den Vordergrund stellt, damit auch die Menschenrechte kommender Generationen erfüllt werden können. Im Gegensatz dazu steht das herrschende neoliberale Paradigma bei dem es darum geht, Wirtschaftswachstum durch freien Handel zu erzielen. Wirtschaften in seiner ursprünglichen Bedeutung von „haushalten“ bedeutet aber: Umgehen, mit dem was vorhanden ist, damit es für alle reicht.

Buen vivir – Gutes Leben für alle

Das südamerikanische Konzept des „Buen vivir“ beruht auf der Philosophie der indigenen Völker Südamerikas, welche die Instrumentalisierung der Natur als Ressource für die Wirtschaft verurteilt und ihr einen intrinsischen Wert zuspricht. „Buen vivir“ verfolgt ein Gleichgewicht mit der Natur, die Reduktion von sozialer Ungleichheit und eine solidarische Wirtschaft mit Rücksicht auf lokale Gemeinschaften. Durch zivilgesellschaftliche Organisationen haben auch benachteiligte Gruppen eine Stimme in den westlichen Demokratien um ihre Menschenrechte und ihre Lebensräume zu verteidigen.

Haushalten, das ist auch das Thema von Schöpfungsverantwortung, die Erde als Lebensraum für alle Menschen und für zukünftige Generationen zu bewahren – das ist auch ein christlicher Wert.

Maga. Lisa Sterzinger
Vorstandsmitglied von FIAN Österreich

www.fian.at
FIAN oder FIAN International, das FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk, setzt sich als internationale Menschenrechtsorganisation dafür ein, dass alle Menschen frei von Hunger leben und sich selbst ernähren können.

Edwin Matt: Christlich geht anders, weil …

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… uns die Auseinandersetzung mit dem Anderen, den Armen, dem Fremden und dem Wandel nie erspart bleibt.

Diese Auseinandersetzung zuzulassen und zu leben, ist christlich. Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich arbeitet für Gesundheit in der Einen Welt. Wir unterstützen die Initiative christlich geht anders, weil ein besseres Verständnis komplexer und auch globaler Zusammenhänge hilft, vereinfachende Lösungsversprechen zu enttarnen.

Gerechtigkeit braucht engagierte Debatten, Ambiguitätstoleranz und das ständige Ringen um bestmöglich verhandelte Kompromisse. Die Veränderungen in der Welt erfordern die Bereitschaft, sich berühren zu lassen und Veränderung zu gestalten.

Pfarrer Edwin Matt
Kuratoriumsvorsitzender Aussätzigen-Hilfswerk Österreich

www.aussaetzigen-hilfswerk.at

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