Wer ist dabei? - Page 2

Hans-Peter Lang: Christlich geht anders, weil …

Schaffen wir es, die wir in den reichen Ländern der Erde leben, uns auf eine solidarische Lebensweise umzustellen, zu teilen und allen Menschen eine Chance auf ein menschenwürdiges Leben zu geben? Die Propheten des Alten Testaments wie Jesaja oder Amos beklagten die verbreitete Ungerechtigkeit und Ausbeutung in ihrem Volk und sagten schlimme Folgen voraus. Auch die Geschichte der letzten Jahrhunderte lehrt uns:

Gerechtigkeit ist die entscheidende Basis für Frieden. Ungerechte soziale Verhältnisse, radikale Ausbeutung von Menschen und natürlichen Ressourcen sowie große Unterschiede im Wohlstand zwischen Ländern und Kontinenten machen ein friedliches Miteinander unmöglich.

Christlich geht anders – das habe ich vor 30 Jahren eindrucksvoll durch Monate in einem afrikanischen Dorf erlebt, das vermisse ich heute zunehmend schmerzvoll hier in unserem Land und in Europa bei vielen politischen Schritten. Da brauchen wir eine echte Wende im Denken und Tun, denn: Christlich geht anders!

Hans-Peter Lang
Univ.Prof. für Waldbau i.R., Leiter des Forums Gesellschaftsverantwortung beim „Weg der Versöhnung“

Doris Witzmann: Christlich geht anders, weil …

… jedes Kind ein Geschöpf Gottes ist, auch wenn seine Eltern in einer besonderen Lebenssituation sind. Für uns steht fest: Jedes Kind ist gleich viel wert, auch wenn der Status seiner Eltern ungeklärt ist, wenn es eine Behinderung hat, wenn das Familieneinkommen nicht für ein (weiteres) Kind reicht ….

Wir von Aktion Leben Salzburg sehen in unserer Arbeit als Beratungseinrichtung für werdende Eltern in schwierigen Situationen den urchristlichen Auftrag, denen zu helfen, die es besonders nötig haben.
Aus den Witwen und Waisen biblischer Tage sind vielleicht Alleinerzieherinnen oder Flüchtlingskinder, Kinder, die unter der Armutsgrenze leben müssen, moderne Obdachlose und Arbeitssuchende geworden, der Auftrag Jesu ist der gleiche geblieben.

Ein Gitterbett ist keine soziale Hängematte, ein Geschwisterkinderwagen kein unnötiger Luxus, ein sicheres Lebensumfeld in den wichtigen ersten Lebensjahren sollte ein Menschenrecht sein.

Christlich geht anders – vor allem, wenn es um die Jüngsten in unserer Gesellschaft und ihre Mütter und Väter geht!

Doris Witzmann
stv. Vorsitzende Aktion Leben Salzburg – im Bereich Gemeinde und Arbeitswelt in der Kath. Aktion Salzburg

Paul M. Zulehner: Christlich geht anders, weil …

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… aber bei „anders“ stock ich schon.

Jesus, der Christus, mutet uns zu, Licht zu sein (Mt 5,14) – also das attraktiv zu sein und zu tun, was Gott mit allen vorhat. Wenn wir anders uns und anderen anders vorkommen, dann vielleicht nur deshalb, weil wir abgehoben sind, uns nicht einmischen, halbherzig und lau sind. Leben wir wirklich aus der tiefen Verwobenheit aller? Ist Aylan Kurdi, der in der Ägäis ertrank, wirklich einer von uns? Behalten alle ihre Würde, die Friedlosen unter uns wie die wenigen Kriminellen unter den schutzsuchenden Gästen? Ist uns klar, dass wir in einem einzigen gemeinsamen Welthaus leben, das nur Bestand hat, wenn wir Ökonomie und Ökologie zusammenhalten?

Jesus mutet uns auch zu, Salz zu sein (Mt 5,13), Heilsalz für die Welt, damit diese nach Menschlichkeit und in der Ausrichtung universeller Solidarität schmeckt. Der Feind dieser Menschlichkeit ist aber Angst: die Angst, dass da zu viel auf uns zukommt, die Angst, dass wir inmitten unseres fast obszönen Reichtums zu kurz kommen. Angst aber entsolidarisiert, macht böse, macht uns zu Komplizen des Dämonischen in der Welt. Gegen unsere innere und kulturell geschürte Angst verteidigen wir uns durch Gewalt/Terror, Gier/Finanzgier und Lüge/Korruption.

Christlich heißt dann: Gott stärkt inmitten der Ängste unser Vertrauen und heilt uns vom Dämon der Angst. Dann können wir glauben, hoffen und lieben – also werden, was wir als Gottes Ebenbilder von Anfang alle sind, solidarisch Liebende. Aber eben: Nicht nur wir, sondern alle, die ein menschliches Antlitz tragen.

Prof. Paul M. Zulehner
Obmann des Pastoralen Forums
http://pastorales-forum.net/

Pete Hämmerle: Christlich geht anders, weil …

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… die Würde des Menschen unteilbar ist und deshalb alle Menschenrechte – die politischen, sozialen und ökonomischen – für alle Menschen gelten – für Österreicher*innen, für Fremde, die bei uns leben, und für die, die in unserer einen Welt zu Hause sind.

… ein gutes Leben in Frieden und Gerechtigkeit eine Verheißung, aber auch eine Aufgabe christlichen Glaubens ist, an der in einer Grundhaltung und mit den Methoden der aktiven Gewaltfreiheit in Gemeinschaft mit allen „Menschen guten Willens“ gearbeitet werden kann und muss.

Pete Hämmerle
Internationaler Versöhnungsbund
Österreichischer Zweig
www.versoehnungsbund.at

Erhard Busek: Christlich geht anders, weil …

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Die politische Theologie des Johann Baptist Metz gibt nach wie vor wichtige Hinweise auf ein Verständnis christlichen Engagements in der Gesellschaft, von dem wir heute allerdings weit entfernt sind. Metz weist uns darauf hin, dass „Empathie“ und „Compassion“ notwendig sind, um der Aufforderung des Christlichen gerecht zu werden. Mag sein, dass diese Worte infolge ihres Bezugs auf eine klassische Sprache nicht leicht zugänglich sind, die Gedanken dahinter aber sind es!

Was anders ist Empathie eigentlich als Nächstenliebe? Es ist eine Voraussetzung den Nächsten lieben zu können und nur dann möglich, wenn man sich in ihn hineinfühlt, seine Situation begreift, sie nachvollziehen kann und draus die Brücke vom Ich zum Du schlägt. Aggressiver noch ist die Compassion, nämlich die Aufforderung des Mitleidens. Ich verweigere mich immer dem Ausdruck des „Leidens“, weil es etwas eindimensional ist. Bei Mitleiden ist auch gemeint, die Frage des Mitfühlens, des Mitdenkens und vor allem auch der Aktion. Es darf nicht passiv verstanden werden, sondern ist eine aktive Tätigkeit, die zur Gestaltung der Welt beiträgt.

Das ist der eigentlich politische Inhalt des Christentums, der auch in den Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus deutlich zum Ausdruck kommt. Es ist die Aufforderung, die aktuellen Probleme zu begreifen und sich damit auseinanderzusetzen. Ich bin mit dem Satz „Sentire cum Ecclesia – Fühlen mit der Kirche“ aufgewachsen. Mir war relativ rasch klar, dass es hier nicht um die verfasste Gemeinschaft der Christen geht, schon gar nicht um die Hierarchie, sondern schlicht und einfach ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln, das wieder die Voraussetzung dafür ist, solidarische Antworten auf die soziale Frage geben zu können. Es hat Aufforderungscharakter, dem wir uns nicht entziehen können!

Dr. Erhard Busek

Vizekanzler a. D. und BM für Wissenschaft und Unterricht a. D.,
Vorstandsvorsitzender des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa IDM

Anna Findl-Ludescher: Christlich geht anders, weil …

Sprache hat Wirkung. Sie kann Ängste schüren, Menschen gegeneinander ausspielen, oder Empathie ermöglichen, Menschlichkeit fördern und Respekt.

Jedes Ereignis kann verschieden dargestellt und beleuchtet werden.
Sind das nun „Schmarotzer“ oder „Menschen in Notsituationen“, „Illegale“ oder „Geflüchtete“. Sind das „aufmüpfige“, „frustrierte“ Frauen oder „engagierte“, „kompetente“ Zeitgenossinnen.

Welche Sprache, welches Framing sich im öffentlichen Diskurs durchsetzt, ist nicht gottgegeben. Dieses Framing ist von höchster politischer Bedeutsamkeit und wir haben Einfluss darauf: indem wir die Absichten in der Sprachwahl bemerken und benennen, wenn wir darüber reden in der Nachbarschaft, in anderen Gruppen, wenn wir Leserbriefe schreiben, etc.

Dr. Anna Findl-Ludescher
Ass. Prof. am Institut für Praktische Theologie, Innsbruck
Geschäftsführende Vorsitzende der PKÖ (Österr. Pastoralkommission)

Maria Plankensteiner-Spiegel: Christlich geht anders, weil …

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Rankings, Effizienz, Output, Ansehen – und dann: „Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ – Mt 6,21

Christinnen und Christen kennen einen Schatz, der alles in dieser Welt übersteigt und zugleich diese Welt radikal ernst nimmt, gleichsam von der Wurzel her – Jesus Christus.

Sie verstehen alle Menschen als Abbild Gottes und wissen, dass sie die Welt anvertraut bekommen haben. Diese Haltung braucht es dringend, überall, wenn wir nicht zuschauen wollen, wie unsere Erde ausgebeutet wird, und wenn wir nicht einfach hinnehmen, wie Menschen geschunden werden. Wenn es um eine Stimme der Wertschätzung geht, um Achtung vor jedem Leben, dem jungen, behinderten, alten, kranken, gesunden Leben.

Es braucht die Christinnen und Christen, die nicht auseinander dividieren, sondern zusammenbringen. Menschen, die sich nicht von Versprechungen und populistischen Ansagen blenden lassen, sondern ihr Denken und Tun reflektieren und an Jesus Christus ausrichten. Denen der eigene schnelle Erfolg und Wohlstand nicht das Wichtigste sind, sondern die sich einsetzen und ihre Stimme erheben für Gerechtigkeit und Solidarität.

Wir brauchen christliche Menschen.

Mag. Maria Plankensteiner-Spiegel, MAS
Leiterin des Bischöflichen Schulamtes der Diözese Innsbruck

Angelika Ritter-Grepl: Christlich geht anders, weil …

… Gerechtigkeit, Friede und Freude … (Röm 14,17) die Vision eines Guten Lebens für alle bestimmen.

Gerechtigkeit muss immer wieder in lebendigen Diskussionsprozessen ausgehandelt werden, damit Friede und Freude werden können. ChristInnen mischen sich ein.

Wie verteilen wir die Ressourcen? Wie steht es mit der Chancengleichheit und den Gestaltungsmöglichkeiten der Menschen in unserem Land, die sich alle unterscheiden – durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht, einer Altersgruppe, einer ethnischen – migrantischen Gruppe oder als Frauen, Männer, als hetero- oder homosexuell Orientierte?

Christliche Barmherzigkeit als wichtige personale Eigenschaft und persönliche Grundlage des sozialen Handelns soll zum politischen Motor für die Sozialgesetzgebung werden. Barmherzigkeit ist der christliche Quellgrund der sozialen Gerechtigkeit. Die VerantwortungsträgerInnen für Gerechtigkeit sind wir selbst!

Mag.a Angelika Ritter-Grepl
Leiterin Frauenreferat
Diözese Innsbruck
Abteilung Familie und Lebensbegleitung

www.dibk.at

Leopold Wimmer: Christlich geht anders, weil …

Männer fühlen sich für ihre Familien und für die Politik verantwortlich. Als Christen gehen wir von der gleiche Würde aller Menschen aus. Daher setzen wir uns für eine solidarische Gesellschaft ein, die keinen Menschen ausgrenzt und für eine Politik, die zu einer gerechteren Verteilung der Güter beiträgt. Eine Politik, die die Schwachen durch ein Solidarsystem unterstützt und die Starken fordert, eine Politik, die die Ausbeutung von Menschen und Natur beendet. Unterstützen Sie die Aktion mit Ihrer Unterschrift!

DI Dr. Leopold Wimmer
Vorsitzender der Katholischen Männerbewegung Österreich

http://www.kmb.or.at

Wilhelm Achleitner: Christlich geht anders, weil …

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Jesu kurzes Wirken war von solcher Wucht, dass eine Weltreligion daraus entstand. Er konnte allerdings nicht ahnen, zu welchen Verirrungen und Grauslichkeiten seine Initiative immer wieder benutzt werden konnte. Immerhin ist in der Gegenwart das Christentum beinahe von allem Schlimmen gereinigt. Und wir haben mit Franziskus einen Papst, der näher an Jesus ist als alle Vorgänger vor ihm. Er ist für die Kirche ein großes Geschenk.

Jesus war ganz auf Gott bezogen, von ihm erwartete er unmittelbar das Reich Gottes. Jesus hat sich ganz in Gott eingefühlt und alle Wirklichkeit in Gott vereinigt erlebt.

Christen als Freunde Jesu vollziehen mit ihren Möglichkeiten ebenso diese Konzentration auf den das Gesamt der Welt umfangenden Gott. Und daraus folgen genau die sechs Grundsätze der Initiative „Christlichgehtanders“.

Daher halte ich Eure Initiative für ein kirchengeschichtliches Ereignis.

Viele ChristInnen haben bislang ihre Religion als Trost und Stärkung ihres persönlichen Lebens verstanden, es kommt aber darauf an, sie in die soziale und politische Wirklichkeit einzuschreiben und die Welt zu einem guten Leben für alle zu verändern!

Dr. Wilhelm Achleitner
Direktor des Bildungshauses Schloss Puchberg in Wels

www.schlosspuchberg.at